- 423 geschützte Wildtiere haben Schweizer Jäger von 2010 bis 2018 im Ausland erlegt.
- Besonders heikle Abschüsse: 20 Leoparden, 6 Geparden, 43 Elefanten sowie 11 der seltenen Argali-Riesenwildschafe.
- Auf der Liste stehen auch 25 der in der Schweiz streng geschützten Wölfe.
- Für die Trophäenjagd dürfen auch geschützte Tiere gejagt werden. Jetzt fordern Politiker strengere Regeln.
Leoparden, Löwen, Elefanten, sogar Flusspferde: Der Schweizer Safariunternehmer Stephan Stamm bietet an, was das Grosswildjäger-Herz begehrt. «Es ist korrekt, dass wir auch Löwen und Leoparden jagen», sagt der Berufsjäger im Interview mit der «Rundschau». Doch die Jagd sei streng reglementiert und auf alte und männliche Tiere beschränkt. Stamm pachtet in Tansania ein Jagdrevier so gross wie der Kanton Obwalden und empfängt zahlungskräftige Kunden aus der ganzen Welt für exklusive Safaris.
Schweizer Jäger schiessen 50 geschützte Tiere pro Jahr
Auch viele Schweizer gehen im Ausland auf Grosswildjagd und bringen das erlegte Tier als Trophäe zurück. Wenn es sich dabei um gemäss Washingtoner Artenschutzabkommen geschützte Tiere handelt, braucht es eine Bewilligung. Von 2010 bis 2018 erlaubte der Bund 423 solcher Einfuhren – auch umstrittene.
Für die grüne Nationalrätin Meret Schneider ist die Trophäenjagd «ein Relikt aus der Vergangenheit». «Es ist ein Zeichen von Dekadenz und Barbarei, bedrohte Tierarten zu jagen», so Schneider gegenüber der «Rundschau».
Sie fordert mittels Vorstoss strengere Einfuhrregeln für Jagdtrophäen. «Die Jagd auf Grossraubtiere, aber auch auf Elefanten, müsste verboten werden», so Schneider.
Ein Leopard kostet über 50'000 Dollar
«Eine gut gemanagte und regulierte Trophäenjagd nützt dem Artenschutz», sagt hingegen Berufsjäger Stamm. Wer bei ihm einen Leoparden erlegt, zahlt dafür über 50'000 Dollar. 30 bis 40 Prozent davon flössen als Gebühren an den Staat: «Dieses Geld geht an die Behörde, die die Reservate in Tansania verwaltet und die Wilderei bekämpft», so Stamm. Ganz konkret zu seinem gepachteten Gebiet sagt der Safariunternehmer: «Ohne die Einnahmen aus der Jagd würde es zu mehr Wilderei und auch illegaler Abholzung kommen.» Damit wäre der Lebensraum der seltenen Tiere akut bedroht, so Stephan Stamm.
Keine Jagd mehr auf bedrohte Tierarten
Für die grüne Nationalrätin Schneider sind das «Entschuldigungen, um die Jagd zu rechtfertigen». Schneider sagt: «Es ist zynisch, zu behaupten, dass die Jagd dem Artenschutz diene». Sie ist überzeugt, dass sich Wildschutzgebiete mit Fototourismus oder Spenden nachhaltiger finanzieren liessen. Stamm widerspricht dieser Darstellung: Sein Gebiet in Tansania sei sehr dicht bewachsen und nicht geeignet für Fototourismus.