Die Gewerkschaften bekommen täglich die Nöte aus der Gastrobranche zu hören. Claudia Stöckli von der Gewerkschaft Syna etwa erzählt von der zweifachen Mutter, die nicht arbeiten kann und Angst hat, ihre Minusstunden später mit Überstunden aufholen zu müssen. Oder der Mann, der nur noch ein Einkommen von 2800 Franken habe.
Das Geld reiche nicht mehr, um das Leben zu bestreiten. Und die Angst vor einem Stellenverlust sei riesig, so Stöckli. Deshalb begrüsst die Gewerkschafterin auch den ersten Öffnungsschritt für das Gastgewerbe.
Doch die Stimmung sei schlecht. Viele befürchten bald eine Kündigung, weil Ende Sommer die Maximaldauer für die Kurzarbeitsentschädigung von 18 Monaten auslaufe.
Forderung nach Verlängerung
Die Situation präsentiere sich so: Ein Arbeitgeber wisse, dass in drei Monaten die Kurzarbeit auslaufe. Also wird die Kündigung bald ausgesprochen. Die Forderung seitens der Gewerkschaften, dass der Bundesrat so rasch wie möglich das Bezugsrecht auf Kurzarbeitsentschädigung verlängern und aufstocken soll.
Mauro Moretto, zuständig für das Gastgewerbe bei der Gewerkschaft Unia erklärt, dass die Betriebe durch die Terrassenöffnung nicht zu 100 Prozent ausgelastet sein werden. Deshalb sei es enorm wichtig, dass die Kurzarbeitsentschädigung aufgestockt werde.
Entschädigung von 100 Prozent des Lohnes
Konkret heisst das: Alle Löhne bis 5'000 Franken sollen zu 100 Prozent entschädigt werden, und nicht nur zu 80 Prozent. Bislang wurde nur ein Lohn in der Höhe von 3'470 Franken zu 100 Prozent entschädigt. Das ist die Höhe des Mindestlohnes in der Gastrobranche.
Branchen-Vertreter Casimir Platzer von Gastro Suisse sieht den Grund für Kündigungen hauptsächlich bei den verordneten Schliessungen des Bundesrates. Aber auch er möchte eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung, um zusätzliche Stellenverluste zu vermeiden.
Nicht nur Gastrobranche betroffen
Auch die Konzertveranstalter, die Event- und Messebranche oder die Industrie fordern eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung um weitere sechs Monate.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco schreibt auf Anfrage, dass das Departement von Wirtschaftsminister Guy Parmelin zurzeit einen entsprechenden Antrag an den Bundesrat vorbereite.