Ist Nachhaltigkeit beim Schweizer Volk nur gefragt, wenn sie nichts kostet? Oder wollten die Abstimmenden nur weitere Konflikte mit internationalen Verträgen vermeiden? Die Runde der Parteispitzen liess keine Zweifel daran, dass die deutliche Ablehnung der Agrar-Vorlagen kein Freipass für ungebremsten Freihandel ist.
Rösti: Schweiz gut gerüstet
SVP-Präsident Albert Rösti sieht im Resultat zugleich ein klares Bekenntnis zur deutlichen Zustimmung zur Initiative für Ernährungssicherheit vor einem Jahr. Nach Einschätzung von FDP-Chefin Petra Gössi wollen die Menschen weder Einschränkungen in der Produktevielfalt noch höhere Preise zahlen. Hauptgrund für die Ablehnung seien aber tatsächlich die zu erwartenden Probleme mit internationalen Verträgen. «Die Bauern wollen wettbewerbsfähig sein, mit neuen Fesseln könne sie nicht mehr agieren.»
Pfister: Richtung stimmt
Für CVP-Präsident Gerhard Pfister ist das Resultat eine Bestätigung für die heutige Landwirtschaftspolitik. Es widerspiegle aber auch die Schweiz als föderalistisches Land. Es gebe dabei offensichtlich eine grössere Skepsis in der der Deutschschweiz als in der Romandie bei der Frage, wie stark der Staat den Teller bestimmen soll.
«Wir wussten, dass es die Initiative schwer hat», bilanzierte SP-Vizepräsident Beat Jans zur Fair-Food-Vorlage. Nicht zuletzt habe auch Geld für eine echte Kampagne gefehlt, so dass vor allem die Argumente der Gegner gehört worden seien.
Gössi: Leichte Liberalisierung nötig
Das Abstimmungsergebnis sei kein Signal für eine weitere Öffnung, unterstrich Rösti und erinnerte erneut an die Kriterien im Artikel zur Ernährungssicherheit: «Es wäre völlig verfehlt, die Grenzen weiter auftun zu wollen.» Gössi unterstrich, dass die Politik ihres Landwirtschaftsministers in diese Richtung gehe und fügte hinzu: «Eine leichte Liberalisierung muss aber hergebracht werden.»
Jans: Handelsverträge auf Nachhaltigkeit prüfen
Einen Freipass für Freihandelsabkommen sieht auch Pfister nicht. Nötig sei ein Gleichgewicht zwischen Freihandel und selbstbestimmter Landwirtschaft. «Es braucht Freihandel, aber nicht um jeden Preis.». Für Jans ist klar, dass die künftigen Handelsverträge auf Nachhaltigkeit überprüft werden müssen.