Zehntausende durstige Kehlen strömen dieses Wochenende an die Streetparade in Zürich, das Buskers in Bern oder das Thunfest. Diese Grossveranstaltungen haben eines gemeinsam: Sie alle setzen beim Getränkepartner auf Grossbrauereien der Carlsberg-Feldschlösschen-Gruppe oder des Heineken-Konzerns. Und dies, obschon die Konsumentinnen und Konsumenten vielfach lokalen Gerstensaft bevorzugen.
So übertrumpfen Grossbrauereien die kleinen Brauhäuser
Das Buskers in Bern setzt seit Jahren auf Feldschlösschen als Getränkelieferanten. Am Strassenkunst-Festival in der Berner Altstadt fliesst Gurten Bier aus den Buskers-Zapfhähnen. Ein gewisser Lokalkolorit bleibt also erhalten, obwohl das Gurten Bier seit Jahren zu Feldschlösschen gehört und im aargauischen Rheinfelden gebraut wird.
«Feldschlösschen bietet uns eine Infrastruktur als Sponsoring, die uns sonst niemand bieten kann», sagt Buskers-Leiterin Christine Wyss. An Grossveranstaltungen braucht es eben nicht nur Bier und Mineralwasser. Die Getränkepartner liefern teils die ganze Festinfrastrukutur: Bierzelte, Zapfhähne, Kühlschränke. Dazu kommen oftmals Geldzahlungen für das Sponsoring.
Geld geht über Biervielfalt
Die breite Unterstützungs-Palette der Grossbrauereien gab auch beim Openair zum 2000-Jahr-Jubiläum der Stadt Solothurn den Ausschlag. Dort fliesst Anfang September nicht das lokale «Öufi»-Bier aus den Zapfhähnen, sondern die Heineken-Marke Calanda.
Dies sorgt unter den Solothurner Bierfreunden für Irritationen. Umso mehr, als die Stadt das Fest organisiert. «Am Schluss mussten wir halt auf das Budget schauen. Darum haben wir den Entscheid zum Leidwesen der lokalen Brauereien gefällt», sagt der Solothurner Stadtschreiber Hansjörg Boll zu SRF.
Ähnlich ist es auch am Thunfest. Dort ist nicht das lokale Thun Bier, sondern Feldschlösschen der Platzhirsch. «Wir sind glücklich darüber, dass wir zumindest einen Stand am Fest haben. Das ist eine Bereicherung für die Biervielfalt und die Festivalbesuchenden», sagt Bruno Stoller von Thun Bier. Sponsoringbeiträge in der nötigen Grössenordnung könne man schlicht nicht leisten.
Lokale Brauereien als Junior-Partner
Trotzdem geht der Trend klar in Richtung Craft- und andere lokale Biere. «Die Biertrinkenden wünschen je länger je mehr eine regionale Sortenvielfalt, welche die kleinen Brauereien bieten können», sagt Lukas Porro, Branchenkenner und Geschäftsführer des Lägerebräu in Wettingen AG.
Dass Grossveranstaltungen auch einen Mittelweg zwischen Gross- und Lokalbrauerei finden können, zeigt das Gurtenfestival. Neben der Heineken-Marke Eichhof konnten die Gurten-Besuchenden ihren Durst mit Bier der Brauerei Felsenau löschen – der einzig verbliebenen mittelgrossen Brauerei der Hauptstadt. Sie amtete sozusagen als Junior-Partner von Hauptlieferant Eichhof/Heineken.
Es ist ein grosser Wunsch von Felsenau-Geschäftsführer Bernhard Furrer, vermehrt regionale Grossveranstaltungen zu beliefern. «Wenn es nicht gerade das Eidgenössische Schwingfest ist, könnten wir das mehrheitlich stemmen.»
Auch die Besucherinnen und Besucher des Buskers in Bern müssen dieses Wochenende nicht zwangsläufig Industrie-Biere kredenzen. Neben Feldschlösschen verkauft das Buskers das «Buskers-Bier», das eigens im Alten Tramdepot gebraut wird.