Mit Donald Trump ist auch der Secret Service in die Schweiz gereist. Der amerikanische Journalist und Autor Ronald Kessler hat sich in zahlreichen Büchern mit dem Weissen Haus und den amerikanischen Sicherheitsdiensten beschäftigt. Er gilt als Experte für den Secret Service.
SRF News: Ronald Kessler, wie hat sich der Secret Service auf die Reise nach Davos vorbereitet?
Ronald Kessler: Der Secret Service erarbeitet jeweils ein komplettes Szenario des gesamten Trips – Minute für Minute. Zunächst schauen sie sich die Route des Auto-Konvois an, sie haben 3D-Modelle der Gebäude, sie entscheiden, wo sie Scharfschützen-Teams stationieren wollen. Zum Beispiel, um den Hoteleingang zu überwachen. Sie werden entlang der Route lokale Polizeikräfte positionieren, um Nebenstrassen zu blockieren. Die Limousine wird auch «Beast» genannt, weil sie eine Art Lastwagen ist mit 15 Zentimeter dicken Fenstern, 15 Zentimeter dicken Türen, ihrem eigenen Sauerstoff- und Blut-Vorrat mit der Blutgruppe des Präsidenten.
Auf welche Tricks kann der Secret Service während des Transports zurückgreifen?
Wenn der Secret Service unterwegs eine Gefahr ausmacht oder durch ein gefährliches Gebiet fährt, werden sie den Präsidenten heimlich vom «Beast» in ein anderes Fahrzeug des Konvois umplatzieren, wahrscheinlich in irgendeinen schwarzen SUV, sobald sie sich in einer Unterführung befinden und niemand sehen kann, wie sie den Wechsel vollziehen.
Welche Situationen bringen die Sicherheitsleute des Präsidenten besonders ins Schwitzen?
Wenn der Secret Service total ehrlich wäre, würde er sagen, dass es ein Wunder ist, dass es noch keinen Mordanschlag gegeben hat. Wie viele Präsidenten, zum Beispiel Bill Clinton, bewegt sich Trump gerne in die Menschenmassen ohne genauere Überprüfung im Vorfeld.
Wenn der Secret Service total ehrlich wäre, würde er sagen, dass es ein Wunder ist, dass es noch keinen Mordanschlag gegeben hat.
Auf der anderen Seite ist das auch ein Vorteil: Es ist immer so spontan, dass es auch schwierig ist, ein Attentat zu planen.
Wie werden es die Sicherheitsleute des Präsidenten schaffen, in der Schweiz keinen zu einschüchternden Auftritt hinzulegen?
Dem Secret Service ist klar, dass in der Schweiz – wie in Amerika – Redefreiheit herrscht. Sie werden zurückhaltend sein, wenn jemand einfach sagt: «Ich hasse den Präsidenten».
In der Schweiz bewegt sich der Secret Service auf einem sehr schmalen Grat. Er unterscheidet klar zwischen jemandem, der den Präsidenten einfach hasst und jemandem, der tatsächlich eine Bedrohung darstellt. Wenn es aber um eine tatsächliche Bedrohung geht, sind sie sehr schnell. Sie werden nicht herumtrödeln und warten, bis diese Person den Präsidenten versucht zu töten.