Ein grauer Kubus aus Stahl, fünfeinhalb Meter lang und zweieinhalb Meter breit, oben und vorne eine verglaste Kuppel. Was da am Dienstag im Hof des Verkehrshauses in Luzern stand, erinnerte nicht unbedingt an U-Boote wie man sie kennt, aus Filmen wie «Das Boot» oder «Jagd auf Roter Oktober». Doch genau das ist es: ein U-Boot. Und zwar nicht irgendeines – sondern das erste, das eine Zulassung für touristische Fahrten auf einem Schweizer See hat.
Hinter dem Projekt steht Philippe Epelbaum, Taucher und Unternehmer, aufgewachsen in Luzern, wohnhaft mittlerweile in Engelberg, wo er auch die Firma Subspirit gegründet hat. Unternehmenszweck: Die Betreibung von kommerziellen Gästefahrten unter Wasser. Gewassert wird das U-Boot Mitte Oktober, Ende Jahr soll es dann den kommerziellen Betrieb aufnehmen.
Nicht gerade die Karibik – aber Wracks gibt auch hier
Neben Passagierfahrten will Subspirit mit dem U-Boot auch Such- und Bergungsaufträge übernehmen. Doch Epelbaum glaubt in erster Linie an den Erfolg von Passagierfahrten. «Ich bin fest überzeugt, dass Unterwasserfahrten auf Schweizer Seen ein touristisches Potenzial haben», sagt der 58-Jährige.
Die hiesigen Gewässer seien zwar nicht vergleichbar mit der Karibik, aber: «Auch hier ist die Unterwasser-Topografie interessant, und es gibt eindrückliche Fische zu sehen, grosse Hechte zum Beispiel.» Zudem lägen im Vierwaldstättersee – dem einzigen See, für den Epelbaums U-Boot bislang eine Zulassung hat – interessante Wracks. Bis zu 100 Meter tief soll das U-Boot dabei tauchen.
Ich bin überzeugt, dass U-Boot-Fahrten auf Schweizer Seen touristisches Potenzial haben.
Ein Ausflugsspass für die grosse Masse werden Epelbaums U-Boot-Fahrten aber nicht werden. Das liegt schon an den Preisen: Eine einstündige Fahrt kostet 490 Franken pro Person. Ausserdem ist der Platz im Gefährt begrenzt: Neben dem U-Boot-Piloten finden gerade mal drei Passagiere Platz.
Epelbaum rechnet damit, dass pro Tag bis zu vier Fahrten möglich sind. Das U-Boot soll zunächst an drei Tagen pro Woche im Einsatz sein. Läuft das Projekt gut an, will sich Philippe Epelbaum auch um Zulassungen auf anderen Seen bemühen. Attraktiv wäre aus seiner Sicht vor allem der Genfersee.
Naturschützer kritisieren U-Boot-Fahrten im See
Für solvente Unterwasser-Fans mag das neue Angebot attraktiv sein – doch vonseiten des Naturschutzes gibt es Kritik. Pro Natura etwa verfolgt das Projekt mit «Skepsis», wie Andreas Boldt sagt, Projektleiter Freizeitaktivitäten und Naturschutz. Die Lebensräume in Gewässern seien ohnehin schon unter grossem Druck durch «Fun-Aktivitäten» – mit dem U-Boot werde dieser Druck auf die Tier- und Pflanzenwelt verstärkt. «Für Fische, Wasservögel und Kleintiere bedeutet das, dass da etwas Unbekanntes in ihren Lebensraum eindringt, und dies erzeugt Stress», sagt er.
Philippe Epelbaum dagegen bestreitet, dass sein U-Boot die Unterwasserwelt aufscheuche. «Das Boot wird mit Elektromotoren angetrieben und ist dadurch nicht sonderlich laut», sagt er. Er könne mit den Fischen zwar nicht reden, habe aber den Eindruck, sie reagierten «mit Neugierde» auf das U-Boot.
Er glaubt sogar an einen sensibilisierenden Effekt seiner U-Boot-Fahrten: «Man sieht dort unten nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch herumliegenden Abfall. Da wird den Leuten die Verletzlichkeit der Unterwasserwelt eindrücklich bewusst.»