Nach dem Überfall auf einen Geldtransporter der Post im waadtländischen Daillens stellt sich verstärkt die Frage, wie solche Überfälle verhindert werden können. Für mehr Sicherheit für Geldtransporte und das Begleitpersonal setzt sich auch der Verband Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU ein. Für ihn ist klar: Bleibt alles wie gehabt, wird es immer wieder Überfälle geben.
SRF News: Ihr Verband will die Schweiz für Geldräuber unattraktiver machen und fordert deshalb, dass nachts nur noch schwer gepanzerte Geldtransporter unterwegs sein sollen. Was versprechen Sie sich davon?
Luc Sergy: Wir müssen um die Sicherheit unserer Leute und um diejenige der Bürgerinnen und Bürger besorgt sein, die an Orten leben, wo diese Überfälle stattfinden. Es geht aber auch um die Sicherheit der Polizei. Es braucht dringendst Massnahmen, um die Schweiz uattraktiver für diese Banditen zu machen. Das heisst: schwer gepanzerte Fahrzeuge, die zusätzlich mit Vernichtungsanlagen für das Geld ausgerüstet werden müssen. Dies wäre etwa mit expansivem Schaum möglich.
Schliesslich muss man sich überlegen, ob pro Fahrt nur eine maximale Geldmenge transportiert werden darf. Wir fordern eine Bewilligung für acht bis zehn zusätzliche Fahrzeuge, mit denen wir in der Nacht fahren könnten. In Frankreich wurden die entsprechenden Massnahmen ergriffen. Seitdem gibt es dort viel weniger Überfälle. Deswegen weichen die Diebe auf die Schweiz aus.
Die zusätzlichen Transporter könnte man auch einfach tagsüber einsetzen. Dann wäre das Problem gelöst.
Eigentlich schon. Aber die Wirtschaft hat hohe Anforderungen an uns. Die Bankomaten sollen immer gefüllt sein und die Banken sollen jederzeit Geld ausgeben können. Deswegen brauchen wir Nachtfahrten.
Würde man das Geld nicht besser bei den Banken lagern als in den Tresoren dieser Transporte? In der Bank wäre das Geld wohl sicherer.
Wir können schon zurückgehen zu der Zeit, als die Banken überfallen wurden. Dann werden wir nicht mehr überfallen.
Wir können nicht weiterarbeiten wie bisher.
FDP-Nationalrat Olivier Feller fordert in einer Motion die Aufhebung des Nachtfahrverbotes für schwer gepanzerte Geldtransporter. Der Bundesrat empfiehlt die Motion zur Ablehnung. Rechnen Sie sich trotzdem Chancen aus?
Ich hoffe immer noch. Falls entschieden wird, dass wir nachts nicht fahren dürfen, muss man wissen, dass dies schwere Auswirkungen auf die Privatwirtschaft haben wird. Wir fordern eine Aufhebung des Nachtfahrverbots, um den bisherigen Service zu gewährleisten.
Es scheint einen Röstigraben bei dem Thema zu geben. In der Deutschschweiz wird das Ganze nicht gross diskutiert, in der Romandie schon. Dort stehen die Leute auch eher hinter der Aufhebung des Nachtfahrverbotes.
Wenn es diesen Röstigraben wirklich geben würde, fände dieses Gespräch kaum statt. Die Romandie wurde durch die letzten Überfälle schwer unter Druck gesetzt. Es ist aber kein Westschweizer Problem. Wenn wir dort irgendwann eine Lösung finden, damit es dort keine Überfälle mehr gibt, werden die Banditen wohl auf nach Freiburg oder Bern ausweichen.
Welche Folgen hätte es, wenn Ihre eingangs erwähnten Forderungen nicht umgesetzt würden?
Die Branche ist überzeugt, dass wir jetzt vorwärts machen müssen, um den Schutz unserer eigenen Leute und denjenigen Dritter zu gewährleisten. Wir können nicht weiterarbeiten wie bisher.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.