Seit 2014 wird die ehemalige Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin im Internet regelmässig beschimpft. Doch Spiess-Hegglin lässt sich dies nicht gefallen. Sie verklagt die Leute, die sie beleidigen, in der Überzeugung, dass diese danach mit dem Internet-Mobbing aufhören. Einer der Fälle landete vor dem Kantonsgericht Baselland.
Angezeigt worden ist eine 59-jährige Rentnerin. Es ist eine Frau, die den ganzen Tag vor dem Computer zu verbringen scheint. Wer ihr Facebook-Profil anschaut, sieht, dass sich die Rentnerin im Stundentakt empört, über Flüchtlinge oder über den Bundesrat.
Ihr liebstes Ziel sind aber linke Politikerinnen wie Simonetta Sommaruga, Juso-Präsidentin Tamara Funiciello oder die ehemalige grüne Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin.
Die Haltung der Hasskommentatoren ändern
Über Jolanda Spiess-Hegglin schrieb die Frau auf Facebook: «Sie ist primitiver als primitiv, aber man kennt ja diese Person, kein IQ vorhanden.» Spiess-Hegglin zeigt Leute wie diese Frau, die sie im Internet beleidigen, konsequent an.
Sie erklärt weshalb: «Meine Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, diese Personen aus der Anonymität zu holen.» Es sei ihr wichtig, dass sie diesen Menschen in die Augen schauen könne. Das ändere deren Haltung. Am liebsten sei ihr, wenn man sich ohne Gerichtsverhandlung einigen könne. Das geschah auch im Fall der Rentnerin.
Vor der eigentlichen Verhandlung vor dem Baselbieter Kantonsgericht lud der Gerichtspräsident Jolanda Spiess und die Rentnerin zu einem Vergleichsgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein. Die beiden Parteien einigten sich. Über den Inhalt der Abmachung wurde Stillschweigen vereinbart.
Künftig auf Hasskommentare verzichten
Bei früheren, ähnlichen Fällen verlangte Spiess-Hegglin jeweils von den Angeklagten, dass sie sich per Unterschrift dazu verpflichten, künftig auf Hasskommentare zu verzichten. Die Vereinbarung heute dürfte ähnlich ausgefallen sein.
Spiess-Hegglin sagt, sie habe stets positive Erfahrungen mit Vergleichen gemacht, deshalb sei sie froh, dass es gar nicht erst zur Gerichtsverhandlung gekommen sei: «Ich rechne damit, dass ich von dieser Person nun nichts Negatives mehr hören werde. Im Gegenteil. Wir haben einen Kaffee miteinander getrunken und nun ist es gut.»
Keine Stilisierung zum Opfer
Es sei besser, sich vorher zu einigen, als es auf einen Prozess ankommen lassen. Das zeige ihre Erfahrung, sagt Spiess-Hegglin. Leute, die Hasskommentare im Internet schreiben und dafür verurteilt werden, würden sich häufig als Opfer sehen und trieben dann weiterhin ihr Unwesen im Internet.