Eigentlich untersuchte der Archäologische Dienst Graubünden das Gebiet rund um die Crap-Ses-Schlucht wegen eines Forschungsprojekts zum römischen Alpenfeldzug, der im Jahr 15 vor Christus stattgefunden hatte. Dabei kam es zu einem Zufallsfund aus einer anderen Epoche: Die Forschenden fanden ein Depot mit vergrabenen Wertgegenständen aus der Bronzezeit.
Rund 80 Objekte wurden im Tal Oberhalbstein nahe dem Dorf Salouf, das zur Gemeinde Surses (GR) gehört, entdeckt. Dabei handelt es sich um Sicheln, Äxte oder Schmuck. Die Gegenstände sind gemäss Angaben des Kantons über 3000 Jahre alt.
Bedeutsamer Fund für den Kanton und den Archäologen
Bei der Deponierung handle es sich um das mit Abstand grösste und bedeutendste Ensemble in Graubünden, dessen Hintergründe nun genauer erforscht werden, teilte der Kanton mit. Für Christoph Baur, den Ausgrabungsleiter im Archäologischen Dienst Graubünden, ist klar: «Das ist ein Einmal-im-Leben-Fund. Ich bin jetzt 20 Jahre lang im Geschäft, aber sowas hatte ich noch nie und werde es wahrscheinlich auch nicht mehr haben.»
Spektakulärer Fund in Salouf (GR)
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Bild 1 von 6. In Salouf stiess der Archäologische Dienst Graubünden zufällig auf Objekte aus der Spätbronzezeit. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
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Bild 2 von 6. Total kamen 80 Objekte zum Vorschein. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
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Bild 3 von 6. Ein Archäologe arbeitet unter einem Pavillon im Oberhalbstein. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
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Bild 4 von 6. In kleinen, weissen Zelten kurz vor dem Dorf Salouf haben die Archäologinnen und Archäologen gearbeitet. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
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Bild 5 von 6. Die Objekte wurden im Oktober 2022 freigelegt. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
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Bild 6 von 6. Unter den Objekten waren zum Beispiel Beile oder Sicheln. Bildquelle: ZVG/Archäologischer Dienst Graubünden.
Die Gegenstände seien mit einem Gesamtgewicht von rund 20 Kilogramm geborgen worden. Dabei waren viele, damals wertvolle, Rohmetallstücke aus Kupfer, das Fragment einer Säge sowie Schmuck- und Trachtbestandteile. Vermutlich waren sie in einer Holzkiste und in Leder verpackt im 12./11. Jahrhundert v. Chr. vergraben worden.
Eine gängige Praxis
Das Anlegen von Depots sei in der Spätbronzezeit eine verbreitete Sitte gewesen, die sich in ganz Europa nachweisen lasse, erklärte Christoph Baur der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Forschung gehe davon aus, dass solche Depots einen religiösen Hintergrund hatten. Es könnte dabei um den Handel mit der jenseitigen Welt gegangen sein.
Von der Untersuchung erhofft sich der Kanton nun «weitreichende Einblicke in die spätbronzezeitliche Kultur-, Wirtschafts- und Landschaftsgeschichte.»