Etwas abrupt und früher als vorgesehen komme ihr Entscheid, auf Ende Jahr zurückzutreten, erklärte Bundesrätin Simonetta Sommaruga vor den Medien in Bern: «Der Rücktritt erfolgt aus persönlichen Gründen. Mein Mann hatte vor zehn Tagen einen Schlaganfall. Erfreulich ist, dass er sich den Umständen entsprechend gut erholt und gut betreut wird.»
Jetzt will ich die Schwerpunkte in meinen Leben anders setzen.
«Ein solches Ereignis ist ein plötzlicher und unerwarteter Einschnitt, der nachdenklich stimmt und bei dem ich nicht einfach so weitermachen kann», stellte Sommaruga weiter fest. In den letzten zwölf Jahren habe für sie das Bundesratsamt immer oberste Priorität gehabt. Sie habe diese Präsenz immer gelebt und gerne mit voller Kraft, Freude und Leidenschaft gelebt: «Jetzt will ich die Schwerpunkte in meinen Leben anders setzen.
Angesprochen auf die vielen offenen und neuen Projekte betonte Sommaruga, sie werde bis Ende Jahr mit voller Kraft weiterarbeiten und die Zeit auch für die bestmögliche Übergabe an die Nachfolge nutzen. Als Departementsvorsteherin und Mitglied einer Kollegialbehörde habe sich auch mitzuhelfen versucht, aufzuzeigen, wofür die Schweiz einsteht. Dies etwa beim Besuch im Donbass beim Ausbruch des Ukraine-Krieges.
Zur weiterhin offenen Euopafrage verwies Sommaruga auf die aktuelle Situation. Die letzten Monate mit dem Ukraine-Krieg hätten deutlich gezeigt, dass die Schweiz nicht nur geografisch, sondern auch mit ihren Werten zu Europa gehöre: «Wir können uns gerade jetzt ein ungeklärtes Verhältnis zu Europa nicht mehr leisten. Es hat höchste Priorität und muss auch höchste Priorität bei den Sozialpartnern haben, damit wir hier eine Lösung finden.»
Ein Blick zurück
Simonetta Sommaruga erwähnte im Rückblick verschiedene erfolgreiche Projekte ihrer Laufbahn im Bundesrat, darunter den Runden Tisch Wasserkraft. Sie habe jeweils das Credo verfolgt, dass sich alle einbringen sollen und alle einen Schritt aufeinander zugehen müssen. Auch als Bundesrätin habe sie sich immer wieder zurücknehmen müssen.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga — die Bilder
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Bild 1 von 10Legende: 22. September 2010: Die frisch als Bundesrätin gewählte Simonetta Sommaruga auf dem Weg zum Rednerpult im Nationalratssaal. Keystone / LUKAS LEHMANN
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Bild 2 von 10Legende: Simonetta Sommaruga tröstet ihre unterlegene Konkurrentin Jacqueline Fehr, nachdem diese bei der Bundesratswahl aus dem Rennen ausgeschieden ist. Keystone / LUKAS LEHMANN
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Bild 3 von 10Legende: 7. September 2013: Die SP-Regierungsmitglieder Simonetta Sommaruga und Alain Berset spielen zusammen Klavier anlässlich der Jubiläumsfeier 125 Jahre SP Schweiz. Keystone / PETER SCHNEIDER
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Bild 4 von 10Legende: 2. Februar 2015: Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, «begrüsst» Sommaruga überaus herzlich im EU-Hauptquartier in Brüssel. Keystone / OLIVIER HOSLET
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Bild 5 von 10Legende: 2. Oktober 2017: Simonetta Sommaruga auf Dienstreise in Tunesien. Keystone / ANTHONY ANEX
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Bild 6 von 10Legende: 11. Dezember 2019: Simonetta Sommaruga nach der Wahl als Bundespräsidentin für das Jahr 2020. Keystone/PETER KLAUNZER
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Bild 7 von 10Legende: Simonetta Sommaruga amüsiert sich an einer Medienkonferenz im Jahre 2018. Keystone
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Bild 8 von 10Legende: 1. August 2020: Die Corona-Pandemie hat Sommarugas letztes Präsidialjahr geprägt. Keystone / Urs Flüeler
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Bild 9 von 10Legende: 21. Januar 2021: Bundespräsidentin Sommaruga triftt US-Präsident Donald Trump am World Economic Forum (WEF) in Davos. Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE
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Bild 10 von 10Legende: 2. November 2022: Sommaruga verlässt das Medienzentrum des Bundes nach der Ankündigung ihres Rücktritts auf Ende Jahr. Keystone / PETER SCHNEIDER
Als grosse Reformprojekte zählte Sommaruga die beschleunigten Asylverfahren, die Modernisierung des Zivil- und Familienrechts und den Energie-Mantelerlass auf. Auch Themen wie die Lohngleichheit und die Frauenquote seien ihr wichtig gewesen. «Manchmal ist niemand sonst hingestanden.»
Die Entschuldigung bei den Verdingkindern war der damaligen Justizministerin nach eigenen Worten ein besonderes Anliegen. Endlich habe man damals hingeschaut und die Aufarbeitung an die Hand genommen.
Ein Blick nach vorn
Im Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) sei eines ihrer Ziele die Stärkung der Versorgungssicherheit gewesen, so Sommaruga weiter. Mit dem Mantelerlass werde der notwendige Ausbau mit einheimischen Energien sichergestellt.
Für den kommenden Winter habe der Bundesrat rasch gehandelt. Die neuesten Berechnungen stimmten sie zuversichtlich, dass die Schweiz gut durch den Winter kommt. «Wir haben für den Notfall vorgesorgt», sagte Sommaruga.