Das Wichtigste in Kürze
- Online-Ticketbörsen verkaufen Billets oft zu einem Mehrfachen des Originalpreises.
- Mit Auflagen wollte die Internet-Suchmaschine Google die Ticketbörsen dazu zwingen, ab März transparenter zu sein.
- Vor allem aber der grösste Zweitverkäufer, Viagogo, hält sich nur bedingt an die neuen Auflagen und macht zum Beispiel aus dem Originalpreis der Tickets meist noch ein Geheimnis.
Immerhin, völlig wirkungslos ist die Google-Massnahme nicht verpufft: Viagogo und andere Zweitverkäufer von Tickets deklarieren unterdessen klar, dass sie keine offiziellen Vorverkaufsstellen sind, sondern eben Billetbörsen, deren Preise von den offiziellen Preisen abweichen können. Meist sind sie wesentlich höher.
Der Platzhalter bleibt leer
Wie hoch die Originalpreise sind – und welche Gebühren noch draufgepackt werden, das legt Viagogo meist immer noch nicht offen. Das zeigen Stichproben des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso». Im Kleingedruckten ist zwar unterdessen ein Platzhalter für den Originalpreis eingeplant, aber dieser bleibt oft leer.
So sucht man etwa bei den Tickets für den Fussball-Cupfinal am kommenden Wochenende vergebens nach einem Hinweis zu den Originalpreisen. Beim Ed-Sheeran-Konzert Anfang August in Zürich war das lange Zeit auch so. Über Pfingsten wurde das Versäumnis aber nachgeholt. Wer genau hinsieht, erfährt jetzt immerhin, in welcher Spanne sich die Originalpreise bewegen. Ob das auf Druck von Google oder wegen des Nachhakens von «Espresso» passiert ist, bleibt offen.
Der Originalpreis steht zuunterst – vielleicht
Weiterhin keine Auskunft von Google und Viagogo
Die Stichproben zeigen auch, dass Viagogo bei der Google-Suche bei mehreren Veranstaltungen erst weit hinten auftaucht und nicht mehr zuoberst. Eine Folge der von Google angedrohten Sanktionen? Google hatte angekündigt, man werde schwarze Schafe abstrafen, solche Seiten unter Umständen sogar ganz sperren.
Aber Google bestätigt auf Anfrage nur, dass die Regel, dass ein Anbieter die Originalpreise offenlegen müsse, weiterhin gelte. Ob und wie man das kontrolliert und ob es allenfalls schon Sanktionen gegeben hat, darüber schweigt sich Google aus. Auch Viagogo hüllt sich – wie üblich – in Schweigen.
Ticketcorner sperrt mutmassliche Viagogo-Zudiener
Redseliger ist man bei den offiziellen Ticketverkäufern. Bei Ticketcorner etwa heisst es, man spüre nichts von einer Besserung der Situation: Man erhalte nach wie vor viele Beschwerden von verärgerten Viagogo-Kunden, die ihren Frust über den Zweitverkäufer beim Erstverkäufer abladen, weil sie bei Viagogo niemanden erreichen, sagt Ticketcorner-Sprecher Stefan Epli.
Ticketcorner seinerseits sperre laufend die Kreditkartennummern von Ticketkäufern, die offensichtlich Viagogo zudienen. Aber diese würden es dann einfach mit einer neuen Identität und anderen Kreditkarten wieder versuchen.
Klage immer noch hängig
Wegen der mangelnden Preistransparenz hat das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco, beim Handelsgericht Zürich eine Klage gegen Viagogo deponiert. Diese sei immer noch hängig, heisst es beim Seco. Und deshalb wolle man sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zu den Google-Massnahmen äussern.