Die Zahl der überwachten Islamisten im Kanton Genf hat sich innert einem Jahr verdoppelt. Dies bestätigt der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet gegenüber «Schweiz aktuell».
Im März 2017 hatte der Kanton noch 42 Personen als potentiell gefährlich eingestuft und überwacht, im März 2018 sind es nun bereits 90 Personen.
Radikalisierung in Quartiertreffs oder Sportklubs
«Es handelt sich um verschiedene Grade der Überwachung von Islamisten. Wir haben uns verbessert, diese zu entdecken. Doch die Tendenz bereitet mir Sorgen», sagt Maudet.
Maudet betont jedoch, dass seit Sommer 2016 kein Islamist aus Genf in den Krieg nach Syrien oder in den Irak gezogen sei. Er erklärt, dass die Radikalisierung heute nicht mehr in Moscheen passiere. «Gefährdet sind viel mehr Quartiertreffs und Sportklubs, wo sich Junge potentiell radikalisieren.»
Mehr Rechte für islamische Gemeinschaften
Gleichzeitig plant der Kanton Genf ein neues Religionsgesetz. Konkret soll es künftig möglich sein, dass die Behörden neu auch für muslimische Gemeinschaften die freiwillige Religionssteuer einzieht – und nicht nur für die Landeskirchen, wie bisher.
Das neue Laizitätsgesetz muss noch vom Kantonsparlament verabschiedet werden. Für Staatsrat Maudet ist dies eine Massnahme zur besseren Integration der muslimischen Gemeinschaften in Genf. «Wir wollen damit auch den Einfluss der Geldgeber aus dem Nahen Osten auf muslimische Gemeinschaften in Genf reduzieren», sagt Maudet.
Ausbildung für Imame
Seit letzten Herbst bildet der Kanton Genf auch zehn Imame aus den verschiedensten muslimischen Glaubensrichtungen an der Universität Genf aus.
Die Premiere in der Romandie verläuft bisher erfolgreich. Gelehrt wird primär über das Schweizer Rechtssystem, aber auch praktische Integration in die Genfer Gesellschaft.
Der neue Imam der grössten Moschee im Kanton, Noureddine Ferjani, zieht eine positive erste Bilanz der Ausbildung. Dank dem Kurs verstehe er die Schweizerische und die Genfer Gesellschaft besser, so Ferjani. «Die Ausbildung gibt uns neue Ideen, wir hören auch Kritik. So können wir Genfer Imame uns verbessern und weiterentwickeln.»