Viel weniger Studierende gehen in diesem Semester ins Ausland und viel weniger ausländische Studierende kommen in die Schweiz. Das zeigt eine Umfrage von SRF. Wir haben alle zwölf Universitäten um ihre Daten gebeten, acht haben geantwortet.
Alle Universitäten melden einen Rückgang des Austausch-Programms um mindestens rund die Hälfte. Es gehen also deutlich weniger Schweizer Studierende ins Ausland. Allerdings: Bei den ausländischen Studierenden in der Schweiz sind die Zahlen nur um etwa 40 Prozent gesunken.
An mehreren Universitäten hat es dieses Jahr zwar mehr Bewerbungen für ein Austausch-Programm gegeben als sonst, aufgrund der Pandemie seien viele aber wieder zurückgezogen worden – oder auf das Frühjahrssemester verschoben worden, in der Hoffnung, dass Reisen dann wieder uneingeschränkt möglich sein wird.
China und USA sind weg vom Fenster
Normalerweise wollen viele Studierende aus der Schweiz nach China in den Austausch. Bei der Universität Zürich war China im letzten Herbstsemester unter den beliebtesten drei Austausch-Ländern.
Ebenfalls auf der Liste der Top-Destinationen: Frankreich, Deutschland, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Australien. Auch Schweden, Japan und Spanien sind beliebt. Doch wegen Corona beschränkt sich der Austausch vor allem auf europäische Länder. Es gibt nach wie vor Studierende, die aus China in die Schweiz kommen – aber deutlich weniger als im Vorjahr.
Anders bei der ETH, dort gibt es keine Ausnahmen: «Der Austausch ausserhalb Europas wurde von der ETH Zürich für das Herbstsemester sistiert», heisst es von der Medienstelle. Auch an der Universität in Bern gibt es im Herbstsemester gar niemanden, der oder die nach China reist.
Das Gleiche gilt für die USA, mit dem Land findet in Luzern im Gegensatz zum Jahr zuvor kein Austausch statt. Wegen Corona nehmen viele aussereuropäische Länder keine Studierenden auf.
Studierende aus Deutschland machen derweil an einigen Universitäten einen grossen Anteil des Austauschs aus. An der Universität Luzern kommen 13 von 18 Austausch-Studierende aus Deutschland. Anzumerken sei, dass Deutschland in Luzern schon zuvor einen hohen Anteil ausmachte, jetzt ist er noch grösser.
Programm nicht in Gefahr
Besonders im europäischen Raum gebe es keinen Grund zur Sorge, sagt Amanda Crameri, Bereichsleiterin Tertiärstufe von Movetia, der nationalen Agentur für Austausch und Mobilität. «Zu 80 bis 85 Prozent findet der europäische Austausch statt», und zwar in einem sicheren Rahmen, sagt sie. Die Studierenden würden trotz Corona nicht an der Erfahrung gehindert.
«Das Interesse ist ungebrochen», heisst es auch von Ellen Krause, der Leiterin Abteilung Internationales an der Universität Bern. Nur einige wenige Studierende würden ganz auf den Austausch verzichten. Ein Grossteil wähle einfach ein anderes Land oder verschiebe die Reise auf einen späteren Zeitpunkt.
Wie wärs mit einem Online-Austausch?
Rein theoretisch könnte man doch jetzt, wo viele Leute im Homeoffice sind, auch das Auslandsstudium online absolvieren. Nein, heisst es von der Universität Bern. «Wir wollen diesen Auslandsaufenthalt wirklich als Aufenthalt durchführen», so Krause. Dazu gehöre der Austausch mit anderen Studierenden, Dozierenden, die physische Präsenz und Teilhabe am kulturellen Leben. Ein Online-Austausch käme einer Teilnahme an einem Kurs gleich und das sei eine ganz andere Sache.