Alleine zuhause büffeln, statt mit Kolleginnen und Kollegen im Schulzimmer: Vor den Sommerferien war das für die Schülerinnen und Schüler die Realität. Nicht alle kamen gleich gut damit zurecht, das zeigt eine gross angelegte Umfrage, die der Kanton Luzern durchführen liess. Laut dem Kanton die einzige solche in der Schweiz.
Besser lernen? Eher nicht
Interessant sind etwa die Einschätzungen zur schulischen Leistung. Nur etwa 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler fanden, sie seien dank des Unterrichts zuhause besser gewesen als im Normalunterricht. Noch kritischer beurteilen es die Lehrpersonen: Sie schätzen, dass sogar nur gerade 4 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler besser geworden seien.
Auf der anderen Seite der Skala sind die, die befanden, ihre Leistung habe nachgelassen. Da sind es in den unteren Altersklassen über 20 Prozent, bei den Kantischülerinnen und -schülern sogar über 40 Prozent.
Dass einige mit dem Fernunterricht Mühe bekundeten, ist für den Luzerner Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann kein Grund zur Sorge: «Auch im Präsenzunterricht gibt es gewisse Schüler, die nicht mitkommen.»
Er zieht im Grossen und Ganzen eine positive Bilanz: «Es hat sehr gut funktioniert.» So habe sich gezeigt, dass die meisten Schulen technisch gut ausgerüstet und dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage seien, selbstständig zu arbeiten, «die kleineren natürlich mit Unterstützung der Eltern.»
Und tatsächlich: Über alles hinweg gaben knapp 80 Prozent der befragten Schulkinder, Lehrpersonen und Eltern an, sie seien mit dem Fernunterricht zufrieden gewesen. Eines aber wird auch deutlich: Die Schule ist längst nicht nur ein Lernort. Denn auf die Frage, was am meisten Mühe bereitet habe, schwingt eine Antwort klar oben aus: die fehlenden sozialen Kontakte. Diese bemängelten rund zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler.
Was hat gefallen? Mehr Freizeit!
Und was ist besser am Unterricht zuhause als im Schulzimmer? Wovon konnte man während der Lockdownzeit profitieren? Hier zeigen sich besonders grosse Unterschiede: Die Lehrpersonen betonen, sie hätten gelernt, besser mit digitalen Tools umzugehen – die Schülerinnen und Schüler dagegen freuten sich vor allem über zeitliche Flexibilität und ... über mehr Freizeit.
Startschuss für eine digitale Schulzukunft?
Für den Luzerner Bildungsdirektor Schwerzmann ist klar: Die Schule soll von den neuen Erfahrungen profitieren und künftig mehr auf digitale Inhalte setzen. Vonseiten der Lehrerschaft kommen da allerdings grosse Bedenken: «Es ist für uns schwierig nachzuvollziehen, dass ein Modell eingeführt werden soll, welches nachweislich einen beträchtlichen Teil der Schülerinnen und Schüler mit gravierenden Defiziten zurückgelassen hat», sagt etwa Markus Elsener, Präsident des Luzerner Mittelschullehrerverbandes.
Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann beschwichtigt: «Es geht nicht darum, dass Lehrpersonen künftig Fernunterricht machen müssen, sondern darum, digitale Unterrichtsformen zu fördern.» Das käme seiner Meinung nicht nur den Schülerinnen und Schülern zugute, sondern auch den Lehrpersonen. «Es sollte ihnen am Schluss nicht mehr Aufwand, sondern Erleichterungen bringen.»