In der Debatte zur Umsetzung des Masseneinwanderungsinitiative im Ständerat hat sich in der Schlussabstimmung das «Modell Müller» durchgesetzt, das FDP-Ständerat Philipp Müller mit Unterstützung seiner Partei eingebracht hatte:
- In Berufsgruppen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit müssen offene Stellen den Arbeitsämtern gemeldet werden.
- Diese Inserate sind zunächst nur für jene Stellensuchenden zugänglich, die bei der Arbeitsvermittlung gemeldet sind.
- Firmen könnten unter hohen Strafdrohungen verpflichtet werden, einige geeignete Stellensuchende zum Bewerbungsgespräch einzuladen.
- Ablehnungen müssten begründet werden.
Was aber halten Unternehmer in Branchen mit statistisch hoher Arbeitslosigkeit – wie im Bau- oder Gastronomiegewerbe – von diesem Modell?
Für Hotelier Kurt Baumgartner ist schlicht unverständlich, dass dieser Vorschlag ausgerechnet von einer Wirtschaftspartei kommt. Er sei ein «Fiasko». Die FDP spreche immer von Deregulierung und mache nun genau das Gegenteil:
Das ist ein bürokratischer Klotz, der nicht nötig ist.
Seit Monaten suche er geeignete Mitarbeiter: Wellnessleiter, Rezeptionisten oder einen zweiten Chef de Service. Aber: «Wir finden sie auf dem Markt nicht.» Deshalb seien drei von vier Mitarbeitern in seinem Betrieb ausländischer Herkunft.
Allerdings wehrt er sich vehement gegen den Vorwurf, er stelle Ausländer aus finanziellen Überlegungen ein. Man habe einen Gesamtarbeitsvertrag mit hochattraktiven Arbeitsbedingungen.
Wir müssen einen Ausländer genau gleich entlöhnen wie einen Schweizer.
Auch Bauunternehmer Josef Wiederkehr sieht im «Modell Müller» keinen Schritt nach vorn – im Gegenteil: Eine Pflicht, Bewerbungsgespräche abzuhalten und bei Ablehnung Begründungen schreiben zu müssen, sei für ihn mit «erheblichen Kosten» verbunden. Das können er und seine Geschäftsführer schlicht nicht mehr alleine stemmen.
Wir müssten jemand Zusätzliches einstellen oder ein Fremdmandat vergeben.
Sein Unternehmen habe im Bauboom der letzten Jahre immer wieder versucht, in der Region geeignete Leute zu finden – ohne Erfolg. Auch mit der Regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) sei er dazu bereits heute regelmässig in Kontakt – insbesondere wenn er Spezialisten suche, die schwer zu finden sind. Doch sehr spezifische Fähigkeiten seien über die RAV kaum zu finden.
Wenn wir einen Kranführer suchen, reicht es nicht, wenn das RAV uns jemanden empfiehlt, der irgendwann einmal auf dem Bau gearbeitet hat.