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Beat Zemp: «Für die Umsetzung des Lehrplands 21 brauchen wir mehr Ressourcen»
Aus SRF 4 News aktuell vom 05.03.2018.
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Umsetzung Lehrplan 21 «Der Einführung steht nun nichts mehr im Weg»

Lehrpläne bleiben auch in den Kantonen Zürich und Bern Sache der Behörden. In beiden Kantonen haben die Stimmberechtigten Initiativen abgelehnt, welche das letzte Wort in dieser Sache dem Volk hätten geben wollen. Damit steht der Einführung des Lehrplans 21 ab August nichts mehr im Weg.

Das sei eine erfreuliche Nachricht, sagt der Präsident des Schweizerischen Lehrerverbands, Beat Zemp. Im Interview erläutert der «Oberlehrer» der Nation auch, wieso die neusten Abstimmungsresultate für das Schulwesen in der Schweiz wichtig sind.

SRF News: Mit jeweils mehr als 76 Prozent Nein-Stimmen haben die Berner und Zürcher Stimmberechtigten Angriffe auf den Lehrplan 21 abgeschmettert. Haben Sie gut geschlafen, Herr Zemp?

Beat Zemp: Ich schlafe meistens gut. Aber wir freuen uns natürlich sehr über die deutlichen Volksentscheide in den Kantonen Bern und Zürich. Inzwischen hat sich die halbe Schweiz zu der Frage geäussert. Wir haben neun kantonale Volksabstimmungen zum Lehrplan 21 gewonnen. Die Bevölkerung hat gezeigt, dass sie hinter der Einführung von kantonalen Lehrplänen auf Basis des Lehrplans 21 steht. Das ist gut so, denn damit setzen wird den Harmonisierungsauftrag der Bundesverfassung um.

Wäre es denn so schlimm, wenn das Volk in Sachen kantonale Lehrpläne mitreden könnte?

Die Schweizer Stimmbevölkerung will offensichtlich ein einheitlicheres Volksschulsystem, sprich, weniger Kantönligeist bei der Schulbildung. Die Abstimmungsresultate zeigen, dass die Bevölkerung den Schulbehörden und der Lehrerschaft vertraut. Nun ist in allen 21 deutschsprachigen Kantonen – und auch im Fürstentum Liechtenstein – die Einführung von kantonalen Lehrplänen auf Basis des Lehrplans 21 eine beschlossene Sache.

Bei jeder Lehrplanänderung in jedem Kanton eine Volksabstimmung durchzuführen, wäre doch ein sehr grosser Aufwand.

Natürlich gibt es immer einzelne Punkte, die gewissen Leuten nicht passen – etwa die Sexualpädagogik oder das neue Lehrplanmodul «Informatik und Medien». Wenn nun wegen jeder Anpassung im Lehrplan 21 in jedem Kanton eine Volksabstimmung durchgeführt werden müsste, wäre dies doch ein sehr grosser Aufwand.

Symbolbild: In einem Schulzimmer sieht man aufgestreckte Hände, im Hintergrund eine Wandtafel.
Legende: Der Umsetzung des Lehrplans 21 steht nun nichts mehr im Weg. Nötig sind dafür mehr Ressourcen. Keystone

Am Lehrplan 21 ist seit 2010 gearbeitet worden, nun wird er im August in der ganzen Deutschschweiz eingeführt. Bringt er tatsächlich, was er verspricht: dynamischere und bessere Schulen?

Die Umsetzung ist Sache der Kantone. Die Einführung erfolgt ab August bis 2021. Schon jetzt haben wir in der Schweiz auf allen Ebenen sehr gute Schulen, wie internationale Vergleiche belegen. Deshalb geht es eigentlich nicht um eine blosse Verbesserung. Die Lehrpläne müssen quasi natürlicherweise periodisch den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst werden. Neu ist jetzt, dass man das in den 21 Deutschschweizer Kantonen gemäss dem gleichen Referenzplan macht, dem Lehrplan 21. Wenn wir noch bessere Volksschulen wollen, dann brauchen wir gute Unterrichtsbedingungen und vor allem genügend Mittel, um die neuen Lehrpläne jetzt gut umzusetzen.

Die Lehrerschaft in der Deutschschweiz will den neuen Lehrplan gut umsetzen, dazu brauchen wir zusätzliche Ressourcen.

Gefragt sind nun also mehr Ressourcen – Geld und Zeit. Ist angesichts dessen weiterer Widerstand in den Kantonen nicht vorprogrammiert?

Es wird tatsächlich nicht einfach werden. Die Lehrerschaft in der Deutschschweiz will den neuen Lehrplan gut umsetzen, dazu brauchen wir zusätzliche Ressourcen. Das betrifft vor allem die Weiterbildung, aber auch die Lehrmittel und vor allem genügend Unterrichtslektionen für die neuen Unterrichtsthemen wie Medien und Informatik, Berufsbildung, nachhaltige Entwicklung oder Finanzkompetenz. Es ist nun Sache der kantonalen Sektionen und der kantonalen Bildungsdepartemente, gute Stundentafeln auszuhandeln und gute Umsetzungsbedingungen zu kreieren.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

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