Die neuen Onlinetickets der Zürichsee-Fähre stehen bislang unter einem schlechten Stern. Erst verzögerte sich die Einführung um Monate, und nun – nur wenige Tage nach dem Start – sehen sich die Verantwortlichen mit verunsicherten Passagieren, mit Beschwerden und Webshop-Problemen konfrontiert.
Zentrum der Schwierigkeiten ist die Umstellung auf ein neues, digitales Ticketsystem. Seit gut einer Woche sollten Tickets für die Zürichsee-Fähre nicht mehr an Bord, sondern vorab im Internet gekauft werden. Das Vorgehen erscheint simpel: Billett auswählen, Fahrzeugkennzeichen hinterlegen, online bezahlen.
Rollt das Auto auf die Fähre, scannen Kameras das Kontrollschild und das System registriert, ob für das Fahrzeug ein gültiges Ticket existiert. Auch Velofahrer und Fussgängerinnen lösen das Ticket im Internet. Sie werden mittels Stichproben kontrolliert – wie etwa in Bussen oder Zügen.
Nur ein Fährengast mit Onlineticket
Mit diesem neuen System wollte die Zürichsee-Fähre in eine digitale Zukunft schippern. Bereits jetzt zeigt sich aber: Diese Fahrt ist mindestens zu Beginn turbulent: Zum einen macht der Onlineshop immer wieder Probleme. Und zum anderen ist das neue System noch nicht bei den Fährengästen angekommen.
So zeigte etwa die Stichprobe während einer Fahrt am Montagmorgen, dass nur einer von rund 30 Fahrgästen das Ticket vorab im Internet gekauft hatte. Die grosse Mehrheit wollte die Fahrt immer noch direkt auf dem Wasser bezahlen. Dies soll in einer Übergangsphase weiterhin möglich sein, sagt Martin Zemp, Geschäftsführer der Zürichsee-Fähre.
«Wir werden nun beobachten, wie schnell sich die Kunden ans neue System gewöhnen und wollen ihnen mit zusätzlichen Informationen zeigen, welche Vorteile es bietet.» Komplett umstellen werde man erst, wenn sich das neue System bei der Bevölkerung etabliert habe. Einen fixen Zeitpunkt wolle man deshalb nicht definieren.
Neues System verunsichert Kundschaft
Zur mangelnden Bekanntheit gesellen sich auch technische Probleme. Vor allem beim Bezahlen der Tickets und bei der Registrierung im Internet ist das System noch fehleranfällig. Zemp sagt: «Es gibt immer wieder technische Vorfälle, denen wir nachgehen und versuchen, sie zu korrigieren.»
In den meistens Fälle arbeite das System zwar zuverlässig, aber: «Es ist meistens bei einem neuen System so, dass nicht alles zu hundert Prozent funktioniert.»
Es gibt immer wieder technische Vorfälle, denen wir nachgehen und versuchen, sie zu korrigieren.
Zemp gibt zwar zu, dass die Zürichsee-Fähre viele Anfragen erhalten habe, diese hätten aber nur teilweise mit technischen Problemen zu tun. Primär würden sich die Anfragen um die grundsätzliche Umstellung auf das neue Ticketsystem beziehen. «Viele Leute waren einfach verunsichert», so Zemp.
Etablierung eines neuen Systems braucht Zeit
Der grösste Teil der Gäste stehe dem neuen Ticketsystem offen gegenüber, sagt auch Fährenmitarbeiter Lukas Ford. «Aber es gibt auch immer wieder Gäste, die die Umstellung nicht mitmachen wollen. Und das auch mitteilen». Das interessiere ihn aber weniger. «Nach zehn Minuten sind die wieder an einem anderen Ort.»
Für Geschäftsführer Martin Zemp ist klar, dass die Zürichsee-Fähre daran arbeiten muss, das Digitalticket bekannter zu machen. Eine Umstellung brauche immer Anlaufzeit, sagt er. Man spüre aber, dass ein grosser Teil der Kundschaft die Umstellung mitgehen wolle. Und für diesen Prozess wolle sich die Fähre auch die nötige Zeit nehmen.