Seit Mitte November ist die Nachfrage nach Antikörpertests deutlich angestiegen. In den Labors der Dr. Risch Gruppe zum Beispiel testen die Angestellten seither fünfmal so viele Blutproben. «Die Nachfrage nach den Antikörpertests ist bis heute weiterhin hoch», sagt Lorenz Risch, Medizinischer Leiter der Risch-Gruppe.
Die Nachfrage angefeuert hat die Aussicht auf ein Zertifikat. Denn für eindeutig positive Resultate gibt es ein Genesenen-Zertifikat, das drei Monate und nur in der Schweiz gültig ist. Zwischen Mitte November und Mitte Dezember wurden fast 145'000 Zertifikate ausgestellt, wie das BAG auf Anfrage von SRF mitteilt.
50 bis 100 Franken kostet ein Antikörpertest. Für die Labors ein Geschäft. Doch nun kommt ausgerechnet von dort eine Warnung. Philipp Walter, Präsident der Schweizerischen Union für Labormedizin, sagt: «Problematisch ist, dass der Antikörper-Nachweis keine Sicherheit gibt, ob die Person vor einer Infektion oder Übertragung geschützt ist.»
Abwehr schwindet
Die Antikörpertests seien kein verlässlicher Kompass, sie lieferten keine eindeutigen Angaben zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, sagt der Labormediziner weiter. Auch die Virologin Alexandra Trkola von der Universität Zürich warnt, dass man sich nach einem positiven Resultat womöglich in einer falschen Sicherheit wiege. «Je länger die Infektion zurückliegt, desto weniger Abwehrkräfte haben wir. Der Test zeigt zwar noch Antikörper an, aber er zeigt nicht an, ob sie noch schützen», sagt die Professorin.
Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel ist darum der Ansicht, dass künftig die Zertifikate für Antikörpertests den anderen Zertifikaten nicht gleichgestellt sein sollten: «Es gibt etliche Zweifel ob dem Immunitätsschutz von Antikörpern. Deshalb gehe ich davon aus, dass dieser Test nicht zugelassen werden kann für 2G.»
Wie ein Genesenen-Zertifikat
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sieht man das anders: Zertifikate für Antikörpertests würden wie solche für Genesene behandelt – und seien somit für 2G zugelassen. Allerdings empfiehlt das BAG allen Genesenen dringend eine einmalige Impfung, insbesondere wegen der neuen Omikron-Variante: «Dadurch ist eine zusätzliche Schutzwirkung gewährleistet», schreibt das BAG auf Anfrage.
Die Richtung, welche das BAG und Fachleute angeben, ist klar: Den grössten Schutz bietet die Impfung.