- Der konservative Churer Bischof Vitus Huonder wird heute 75 Jahre alt und erreicht damit das Alter, in dem Bischöfe in der Regel in den Ruhestand gehen.
- Wie erwartet, hat er deshalb dem Papst seinen Rücktritt angeboten.
- Huonder ist seit knapp zehn Jahren Churer Diözesanbischof.
- Mit seinen konservativen Ansichten über Familie und Sexualität hatte Huonder immer wieder für Aufregung gesorgt und auch bei Katholiken scharfe Kritik geerntet.
Gemäss kirchlichem Recht sei ein Diözesanbischof, der das 75. Lebensjahr vollendet habe, gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, teilte das Bistum Chur mit. Der Papst werde über das Demissionsangebot «nach Abwägung aller Umstände» entscheiden.
Solange das katholische Oberhaupt in Rom nicht über den angebotenen Rücktritt entschieden hat, will sich das Bistum Chur nicht äussern «oder Spekulationen kommentieren». Huonders Vorgänger im Amt, Amédée Grab, hatte zwei Jahre warten müssen, ehe der damalige Papst Benedikt XVI. die Demission annahm. Grab war achteinhalb Jahre Churer Bischof.
Umstrittenes Wahlverfahren
Kirchenrechtlich basiert die Nachfolgeregelung auf dem päpstlichen Dekret «Etsi salva» aus dem Jahre 1948. Im Bistum Chur kann das 24-köpfige Domkapitel den neuen Bischof aus einem Dreiervorschlag Roms wählen.
Der päpstliche Nuntius in der Schweiz, Thomas Gullickson, hatte unlängst deutlich gemacht, dass diese Regelung auch nach dem Rücktritt Huonders zur Anwendung kommt. Er reagierte damit abschlägig auf Forderungen nach der Einsetzung eines Administrators, der das aufgewühlte Bistum hätte beruhigen sollen.
Das Wahlverfahren war bei der Wahl von Vitus Huonder kritisiert worden. Das Domkapitel könne keine richtige Wahl treffen, da es keinen Einfluss auf die Zusammenstellung der Dreierliste habe, hiess es.
Bei der Bischofswahl 2007 soll der Nuntius dem Wahlgremium eine Dreierliste unterbreitet haben, auf der neben dem Namen Huonders jene von zwei Personen standen, die mit dem Bistum nichts zu tun hatten. Die beiden anderen Kandidaten seien nicht wählbar gewesen, wurde damals kritisiert.