Die Ausgangslage: Rapperswil-Jona, die zweitgrösste Stadt im Kanton St. Gallen, versinkt im Verkehr. Die Stadt ist ein Nadelöhr des Durchgangsverkehrs. Besonders problematisch ist die Nord-Süd-Achse von der A15 zum Seedamm. Die A15 kommt vom Grossraum Zürich her, der Seedamm ist das Verbindungsstück zwischen St. Galler und Schwyzer Seeseite und damit ein Weg in die Zentralschweiz.
Die Abstimmung: Der Stadtrat will in einer Grundsatzabstimmung am 10. September von der Bevölkerung wissen, ob sie einen Stadttunnel für die weitere Planung befürwortet. Um das Verkehrsproblem zu beheben, wurde ein Gesamtverkehrskonzept erarbeitet. Davon gibt es einen Entwurf. Die Grundsatzfrage nach dem Stadttunnel ist gemäss Stadtrat eine «Kernfrage, die die künftige Ausrichtung der Stadtentwicklung massgeblich beeinflusst».
Die Argumente des Nein-Komitees: Auf der Webseite der Gegnerinnen und Gegner prangt oben gross und leuchtend gelb der Ausdruck «Tunnel-Irrsinn NEIN!» Man habe am 10. September «endlich die Chance, den Stadttunnel zu begraben». Ein Jahrzehnt Bauzeit im Wohngebiet, enorme Kosten (laut Berichten eine Milliarde), ein geringer Nutzen, die Ost-West-Achse sei nicht mitgedacht und die Tunnelplanung blockiere realistische Lösungen für weitere Jahrzehnte – das sind die Argumente, die das Nein-Komitee ins Feld führt.
Die Argumente des Pro-Komitees: «Oben leben, unten fahren!» und ein grosses rotes Ja sticht auf der Pro-Webseite direkt ins Auge. Der Durchgangsverkehr, der Hauptverursacher der Staus im Stadtzentrum, müsse weg, ein Stadttunnel brächte eine Entlastung von etwa 50 Prozent. Mit einem Stadttunnel werde die Stadt lebenswerter, weniger Lärm, Abgase und Unfälle an der Oberfläche, es sei seit Jahrzehnten die beste Lösung, mit einem Ja könne der Kanton ein konkretes Projekt ausarbeiten – so lauten die Argumente des Ja-Komitees.
Die Tunnel-Variante «Mitte»: Für den Stadttunnel gibt es zwei Varianten, «Mitte» und «Direkt». «Mitte» wird von Kanton und Stadt empfohlen, die Variante führt vom Ende des Seedamms beim Bahnhof bis zu einem Portal im Gebiet Hüllistein und verfügt über zwei innerstädtische Anschlüsse beim Teuchelweiher und in Kempraten. Die Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) von 2018 schätzt die Kosten auf 950 Millionen Franken und eine Bauzeit von sieben bis acht Jahren.
Die Tunnel-Variante «Direkt»: Diese beginnt ebenfalls am Ende des Seedamms und endet ebenfalls im Gebiet Hüllistein, allerdings 300 Meter weiter südlich im Vergleich zur anderen Variante. Eine markante Unterscheidung der beiden Planungen ist der Verzicht der Variante «Direkt» auf den Anschluss in Kempraten. So ist eine direktere Linienführung möglich, was auch die Kosten senken würde: Laut ZMB werden die Kosten auf 750 Millionen Franken geschätzt, der Bau würde etwa sechs Jahre dauern. Diese Variante wird vom Pro-Komitee unterstützt.