Was will die Initiative? Der Initiativtext verlangt den Wandel hin zu einer Wirtschaft, welche die Lebensgrundlagen nicht gefährdet – namentlich mit Blick auf die verbrauchte Energie, Rohstoffe sowie auf die ausgestossenen Schadstoffe. Innerhalb von zehn Jahren soll auch der Konsum in der Schweiz diese Vorgaben erfüllen. Beides bedeutet einen fundamentalen Wandel. Denn laut Bundesamt für Umwelt sind mehr als drei Erden nötig, wenn alle so konsumieren, wohnen, reisen und wirtschaften würden wie die Schweizer Bevölkerung (Bafu, 2020).
Was sind «planetare Grenzen»? Sie zeigen die physikalischen, chemischen und ökologischen Belastungsgrenzen des Planeten Erde auf. Das Konzept nennt neun Dimensionen – darunter den Klimawandel, die Luftverschmutzung, den Verlust der Artenvielfalt oder den Wasserverbrauch. Je stärker die Grenzen überschritten sind, desto eher drohten die Prozesse aus dem Gleichgewicht zu geraten – allenfalls irreversibel. Das Konzept ist von einer Forschergruppe um den Schweden Johan Rockström 2009 erstmals vorgestellt und 2024 international ausgezeichnet worden. Rockström ist Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Wie steht es um die «planetaren Grenzen»? Seit 2009 hat die Forschergruppe um Rockström das Konzept weiterentwickelt und mit regionalen Ausprägungen ergänzt. Nach der Aktualisierung von 2023 sind weltweit sechs der neun planetaren Grenzen überschritten: Klimawandel, Artensterben, zu viel Stickstoff und Phosphor, übernutztes Süsswasser, veränderte Landnutzung, zu viele neuartige Stoffe.
In der Schweiz ist wohl der «ökologische Fussabdruck» bekannter, um die Auswirkungen von Konsum, Mobilität etc. darzustellen; das Bundesamt für Statistik führt Buch darüber.
Wer steht hinter der Volksinitiative? Eingereicht wurde sie 2023 von den Jungen Grünen, mitgetragen von der Grünen Partei, der SP, von Verbänden aus Umwelt- und Tierschutz, Landwirtschaft und von Mitgliedern aus der Wissenschaft. Ihnen reichen die bisher getroffenen Klima- und Umweltschutzmassnahmen nicht. Ohne konkrete Massnahmen, welche Wirtschaft und Konsum nachhaltiger machen, wird die Schweiz die «planetaren Grenzen» bald in allen Dimensionen übertreffen.
Wer bekämpft die Initiative und warum? Der Bundesrat lehnt das Volksbegehren ab. Für ihn ist es ein zu grosser Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit. Ausserdem rechnet er mit einem Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Wirtschaft und mit Wohlstandsverlust. In der zuständigen Kommission des Parlaments folgte die bürgerliche Mehrheit der Bundesratsposition und sprach von einem «Korsett für die Wirtschaft». Eine linke Minderheit möchte die Initiative annehmen oder zumindest ein Gegenprojekt formulieren – ohne die zehnjährige Übergangsfrist.