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Umzug in Einsiedeln Fasnacht trotz Verbot: Schwyzer Nationalrat bereut nichts

Mitte-Nationalrat Alois Gmür sieht kein Problem darin, dass er bei der verbotenen Fasnacht in Einsiedeln dabei war.

Trotz Veranstaltungsverbot ein Fasnachtsumzug mit rund tausend Personen, dicht gedrängt, die meisten ohne Schutzmaske – und als Zuschauer dabei: Mitte-Nationalrat Alois Gmür. Bei der Parteispitze kommt Gmürs Teilnahme am «Sühudiumzug», der am Güdismontag in Einsiedeln stattfand, nicht gut an.

Mitte-Präsident Gerhard Pfister rügte den Einsiedler Nationalrat. Dieser habe eine gewisse Vorbildfunktion, sagte Pfister gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Das Verhalten des Politikers entspreche nicht dem, was man der Bevölkerung in Corona-Zeiten leider vorschreiben müsse.

Gmür: «Abstände mehr oder weniger eingehalten»

Alois Gmür hält die Kritik für unberechtigt. «Der Fasnachtsumzug kam vor meinem Haus durch, also bin ich hinausgegangen und habe zugeschaut», sagt er gegenüber SRF News. «Die Abstände wurden mehr oder weniger eingehalten. Es war ungefähr so, wie wenn man am Skilift ansteht. Ich hatte den Eindruck, dass ich das verantworten kann.»

Ich habe auch ein Fasnachtsherz.
Autor: Alois Gmür Nationalrat

Er begreife zwar, dass Pfister ihn rügen musste, schliesslich habe der Bundesrat grosse Veranstaltungen verboten. Aber: «Ich habe auch ein Fasnachtsherz. Und die Fasnacht kann man nicht verbieten, das geht einfach nicht», sagt Gmür.

Die Menschen hätten genug von der beschwerlichen Corona-Zeit, sie müssten hin und wieder auch abschalten können. Und genau dazu sei die Fasnacht da, so der Nationalrat.

Andere Fasnächtler hielten sich zurück

Das sehen in Einsiedeln nicht alle so. Die Bilder vom Güdismontag hätten ihn verärgert, sagt beispielsweise Andreas Marty, Präsident der Schwyzer SP und Kantonsrat: «Ich bin Fasnächtler. Und in einem gewöhnlichen Jahr hätte ich auch Fasnacht gefeiert. Aber man kann sich doch nicht einfach über Vorschriften hinwegsetzen, bloss weil man Lust auf Fasnacht hat.»

Alle Menschen müssten sich im Moment einschränken. Und wenn die Fasnächtler sich nicht an die Corona-Regeln hielten, bestehe die Gefahr, dass sie zunehmend auch in anderen Bereichen nicht mehr befolgt würden, so Marty.

Polizei rechnete nicht mit so vielen Fasnächtlern

Andreas Marty hätte sich ein härteres Durchgreifen der Polizei gewünscht und glaubt, dass diese den Anlass unterschätzt habe. Der Schwyzer Sicherheitsdirektor Herbert Huwiler sagt dazu: «Wir waren für den Fall vorbereitet, dass Leute von auswärts für die Einsiedler Fasnacht anreisen. Aber wir haben nicht erwartet, dass aus dem Dorf so viele Leute auf die Strasse gehen.»

Fasnachtsgruppe in Einsiedeln
Legende: Findet jeweils am Güdismontag statt: Der «Sühudiumzug» in Einsiedeln (Aufnahme von 2020). Keystone

Der «Sühudiumzug» ist ein unorganisierter Umzug. Die Polizei habe daher keine direkten Ansprechpartner, sagt Huwiler: «Es gibt kein Organisationskomitee, über das man im Vorfeld Einfluss nehmen könnte.»

Kapern Corona-Skeptiker die Fasnacht?

Zahlreiche Personen nutzten den Umzug offenbar auch, um sich bewusst über die Corona-Massnahmen hinwegzusetzen. Die Menschenmenge löste sich erst auf, als die Polizei rund 100 Bussen ausgestellt hatte. Abends bewarfen dann rund 50 Fasnächtler die Polizei mit Flaschen und Böller. 40 Personen wurden weggewiesen, zwei in Ausnüchterungshaft genommen.

Enttäuscht über solche Vorfälle ist Jwan Zmilacher, Zentralschweizer Regionenleiter des Schweizerischen Fasnachtsverbands Hefari. Er befürchtet, dass coronaskeptische Kreise die Fasnacht missbrauchen, um gegen die Vorschriften zu protestieren. «Die Fasnacht ist ein altes Brauchtum, man feiert zusammen, hat es lustig. Sie ist keine politische Kundgebung», so Zmilacher.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17.2.2021; 12:03 Uhr ; 

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