Die Pfahlbaufunde in Beinwil-Aegelmoos und Seengen-Riesi gelten offiziell als Weltkulturerbestätten der Unesco. Die Funde sind wertvoll, sind aber im Wasser und im Boden versteckt und können nicht besichtigt werden.
Deshalb steht seit über 30 Jahren ein nachgebautes Pfahlbauhaus in Seengen in Ufernähe. Das Haus von 1988 ist aber in einem schlechten Zustand, nun baut es die Aargauer Kantonsarchäologie über den Winter neu.
«Ein Pfahlbauhaus hat eine Lebensdauer von nur etwa 30 Jahren, die Holzpfosten im Boden werden angegriffen», erzählt Archäologin Manuela Weber. Das nachgebaute Haus am Hallwilersee sei im Laufe der Jahre über einen Meter eingesunken. «Es war nicht mehr zu retten.»
«Dieses Mal bauen wir das Pfahlbauhaus richtig nach dem Vorbild der späten Bronzezeit. Das Haus von 1988 orientierte sich an steinzeitlichen Vorbildern», so Weber weiter.
Als Quelle zur Konstruktion des neuen Pfahlbauhauses dient der Kantonsarchäologie die originale Fundstelle auf der Halbinsel Riesi bei Seengen. Hier wurde im Jahr 1923 ein kleiner Teil des Pfahlbaudorfes ausgegraben, die Forscher fanden hervorragend erhaltene Holzkonstruktionen.
«Der See hilft, dass die Pfahlbaureste überhaupt noch existieren. Im See und im Uferbereich bleibt Holz gut erhalten, weil kein Sauerstoff und keine Mikroben vorhanden sind», sagt Manuela Weber.
Wie gross das Pfahlbauerdorf am Hallwilersee vor gut 3000 Jahren war, ist nicht bekannt. «Es war wohl eine kleinere Siedlung. Die Leute wohnten damals zwar überall, aber bevorzugt am See, diesen konnten sie als Transportweg nutzen und natürlich zum Fischen.»
Die Arbeiten am neuen Pfahlbauhaus schreiten gut voran. «Es ist fast fertig. Was noch fehlt, sind die Wände.» Diese könne man aber erst bauen, wenn der Frost vorbei sei. «Es ist ein Flechtwerk, das mit Lehm verstrichen wird. Es darf es nicht mehr gefrieren», weiss Manuela Weber.
Es ist eine Herzensangelegenheit, ein neues Pfahlbauhaus zu erstellen.
Für die Archäologin ist die Baustelle am Hallwilersee etwas ganz Besonderes. «Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, hier im Aargau ein neues Pfahlbauhaus zu erstellen.»
«Das neue Pfahlbauhaus soll deutlich machen, dass hier im Boden ein Welterbe verbogen ist.» Ausgegraben werden die Fundstellen im und am See nämlich nicht. «Es ist ein Forschungsspeicher für künftige Generationen.»
Das nachgebaute Pfahlbauhaus kann nach seiner Fertigstellung aber besichtigt werden, auch Führungen werden dann angeboten.