Wie ein ganz normales Velo, auf Band – ein Hometrainer. So sieht der Velounfall-Simulator aus. «Das Ganze ist so verkabelt, dass man Lenkung und Bremse abnehmen kann. Wir haben eine VR-Brille. Auf diese Art kann man in einer realen Welt fahren.»
Je mehr Leute ein E-Bike fahren, desto mehr Leute haben auch einen Unfall.
Zwei Jahre lang hat Petra Gartenmann vom Verkehrspräventions-Verein «Am Steuer nie» mit einem kleinen Entwicklerteam den Simulator entwickelt. Jetzt ist er erstmals einsatzbereit.
Vollbremse ist angesagt
Die Virtual-Reality-Brille erlaubt es der Simulatorfahrerin wie im echten Leben in eine Szenerie einzutauchen. Ein wichtiger Partner des Projekts sei die Verkehrsabteilung der Stadt Zürich gewesen, sagt Gartenmann. Zusammen hätten sie Situationen definiert, bei denen es besonders häufig zu Unfällen kommt.
Auf einer unübersichtlichen Strasse mitten in der Stadt zum Beispiel – plötzlich kommt ein Auto rückwärts aus einer Seitenstrasse geschossen. Oder ein parkierter Wagen öffnet die Türe, mitten auf dem Velostreifen. In solchen Situationen ist eine Vollbremse angesagt. Und dann wird ausgewertet.
Der Velounfall-Simulator zeigt, wie schnell es zu einer Kollision kommen kann. Ein kurzer Blick aufs Handy oder mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache – und der Bremsweg verlängert sich massiv. Auch die Fahrtgeschwindigkeit ist natürlich entscheidend. Und so wird die gleiche Situation mit einem E-Bike schneller brenzlig.
E-Bike-Boom mitverantwortlich
Dass die Unfallzahlen bei den Velos in den letzten Jahren stiegen, ist denn auch zu einem grossen Teil dem E-Bike-Boom geschuldet. «Je mehr Leute ein E-Bike fahren, desto mehr Leute haben auch einen Unfall», sagt Mara Zenhäusern von der eidgenössischen Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU.
536 schwere Unfälle gab es im letzten Jahr mit einem E-Bike – 15 Personen kamen ums Leben. Zählt man die Zahl der Velounfälle dazu, dann ist man bei knapp 1500 schweren Unfällen. Mehr als beim Auto, wo die Unfallzahlen seit Jahren kontinuierlich sinken. «In den vergangenen Jahren wurde sehr viel in sicherere Autos investiert. Bei den Velos aber hat man keine Sicherheit und keine grosse Knautschzone bei einem Sturz.»
Folgt eine Helmpflicht fürs E-Bike?
Folglich würden Velounfälle viel schneller gravierender enden. Die BFU, sagt Zenhäusern, würde deshalb das neue Velogesetz, das vom Bundesrat verabschiedet und schon bald im Parlament debattiert werde, begrüssen.
Neu gäbe es dann zum Beispiel eine Helmpflicht fürs E-Bike, auch für die langsameren Modelle. Ein möglichst guter Schutz sei das A und O, sagt auch Petra Gartenmann, Projektleiterin des Velounfall-Simulators.