«Aufgrund des Klimawandels könnte die Kichererbse durch ihre Trockenstresstoleranz der europäischen Landwirtschaft von Nutzen sein. Allerdings ist sie an die mitteleuropäischen Standort- und Klimaverhältnisse wenig angepasst, da sie frostempfindlich ist und ein sonniges und warmes Klima benötigt.» Das schrieb Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, einst über die Kichererbse.
20 Mal teurer als chinesische Kichererbsen
Doch es will nicht so richtig, zumindest nicht im Plantahof in Landquart. In dieser landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte wurde über mehrere Jahre mit Kichererbsen experimentiert: verschiedene Sorten, diverse Zeitpunkte der Aussaat – gebracht hat alles nichts. Die Erträge der wärmeliebenden Pflanze waren zu gering.
Andreas Vetsch von der Fachstelle Pflanzenschutz und Ackerbau am Plantahof sagt: «Jedes Jahr haben wir gehofft, dass es im nächsten Jahr wärmer wird. Letztes Jahr kam der nasse Juli hinzu.» Es rechne sich nicht, die Kichererbsen zu säen. Eine gewisse Ertragskonstanz müsse sein, sonst erziele man keine Ergebnisse, so Vetsch weiter. Er geht davon aus, dass der Kilo-Preis 20 Mal höher ist als jener von Kichererbsen aus China.
Klimafreundliche Alternative zu Fleischprodukten
Darum setzt man am Plantahof nun auf andere Hülsenfrüchte wie die Ackerbohne oder die Linse. Die Nachfrage nach heimischen Produkten sei da, sowohl bei grossen Lebensmittelherstellern als auch lokalen Spitzenköchen. Deshalb soll jetzt die Ackerbohne spriessen, weil diese im Gegensatz zur Kichererbse besser ins Klima des Churer Rheintals passe, sagt Vetsch.
Der Bedarf nach Ackerbohnen ist wieder vorhanden, allerdings für die menschliche Ernährung.
Die Ackerbohne wurde in der Schweiz bis in die 90er-Jahre angebaut. Damals wurde sie für Tierfutter verwendet und verschwand darauf komplett aus der hiesigen Landwirtschaft. «Jetzt ist wieder Bedarf vorhanden, allerdings für die menschliche Ernährung», sagt Vetsch. Produkte wie Hummus oder Burger auf pflanzlicher Basis seien nicht nur im Trend, sie können auch eine klimafreundlichere Alternative zu Fleisch sein.
Forschung für die Bauern
Im Moment befindet sich der Plantahof mit der Ackerbohne in der Experimentierphase. Die Landwirtschaftsschule ist der Ort, wo ausprobiert werden kann. Was braucht es, damit Pflanzen gut wachsen können? Was kann man daraus alles machen? «Als kantonale Institution ist das unser Auftrag: ausprobieren, verbessern, und dann dem Publikum vorstellen», sagt Vetsch.
Landwirtschaftsbetriebe können sich daran orientieren und allenfalls für sich anwenden, wenn sich aus den Erkenntnissen des Plantahofs erschliesst, dass sich eine Pflanze lohnt. Ein erstes Ergebnis zur Ackerbohne liegt bald vor: Je nach Wetter sollen in Landquart die ersten Ackerbohnen im September geerntet werden.