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Schweizer Stromnetzt im Härtetest
Aus 10 vor 10 vom 20.01.2023.
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Ungewisse Energiezukunft Der Ruf nach einem Stromabkommen wird lauter

Für die Schweizer Strombranche ist die Zusammenarbeit mit den EU-Staaten gefährdet. Sie fordert darum ein Stromabkommen.

Wir schreiben einen beliebigen Tag im Winter. Die Schweiz ist plötzlich nicht mehr mit dem europäischen Stromnetz verbunden. Wegen eines technischen Problems muss zudem ein Kernkraftwerk abgeschaltet werden.

Eine Störung mit drastischen Folgen: «Diese Störung können wir nur wieder ausgleichen, wenn wir Kunden in der Schweiz flächendeckend abwerfen. Das bedeutet Stromausfälle für alle Regionen in der Schweiz», sagt Daniel Amstad, Simulationsverantwortlicher bei Swissgrid, der Betreiberin des Schweizer Höchstspannungsnetzes.

Sorgen der Strombranche

Noch ist dieser geschilderte Fall Fiktion. Swissgrid hat dieses Szenario in ihrem Simulationscenter in Aarau Medienschaffenden vorgespielt. Ziel dieses Anlasses: zu warnen. Noch kommt genügend Strom aus dem Ausland in die Schweiz.

Doch um die Zusammenarbeit mit der EU stehe es schlecht, sagt Maurice Dierick, stellvertretender Geschäftsleiter von Swissgrid. Sorge bereitet ihm derzeit bei der Zusammenarbeit mit den EU-Staaten, dass die EU ihren Strombinnenmarkt weiterentwickelt. «Das heisst, dass da allerhand Regeln, Methoden und Prozesse kommen, bei denen wir nicht mitarbeiten können und dürfen. Das führt dazu, dass eine Lücke entsteht zwischen dem Übertragungsnetz der EU und jenem der Schweiz», erklärt Dierick. Das mache es viel schwieriger, das System stabil zu betreiben.

Masten von Hochspannungsleitungen in einem schneebedeckte n Tal.
Legende: Höchstspannungsleitungen führen Strom effizient über weite Distanzen, hier in Airolo (TI). KEYSTONE / Gaetan Bally

Als Folge könnte die Schweiz künftig womöglich nicht mehr so viel Strom aus dem Ausland beziehen, wie sie eigentlich benötigt. Dies könnte gerade in den Wintermonaten prekär werden, wenn hierzulande nicht genügend Strom für den Eigenbedarf produziert werden kann.

Umstrittenes Stromabkommen

Die Lösung aus Sicht der Schweizer Energiebranche ist ein Stromabkommen. Dieses war am Freitag bei den Sondierungsgesprächen zwischen der Schweiz und der EU eines der Hauptthemen.

Unterstützung kommt unter anderem von der SP. Die Aargauer Nationalrätin Gabriela Suter ist überzeugt, dass es ein solches Abkommen braucht, denn die Versorgungssicherheit sei zentral für die Schweiz.

Widerstand kommt von der SVP. Den Solothurner Nationalrat Christian Imark stört, dass die Schweiz mit dem Stromabkommen näher an die EU heranrücken würde. Ein reines Stromabkommen bringe Vorteile für beide Seiten. «Es wird aber mit einem Rahmenabkommen verknüpft und so mit grossen Nachteilen für die Schweiz», so Imark.

Stromabkommen mit der EU

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Das Stromabkommen regelt, dass das Schweizer Höchstspannungsnetz weiterhin ins europäische Leitungsnetz eingebunden ist. Dazu gehört auch, dass Strom reibungslos und effizient über die Grenzen geliefert werden kann.

Mit dem Stromabkommen erhält die Schweiz Zutritt zu wichtigen Gremien in der Europäischen Union. Diese gestalten die Zukunft auf dem europäischen Strommarkt und versuchen Stromkrisen zu verhindern.

Das Abkommen würde auch dafür sorgen, dass die Schweizer Energielieferanten ihren Strom auf dem EU-Markt zu denselben Bedingungen verkaufen könnten wie Energieunternehmen mit Sitz in der EU. Heute sind Schweizer Konzerne gegenüber ihren Konkurrenten in der EU benachteiligt. Im Gegenzug müsste die Schweiz aber EU-Recht übernehmen.

Auch andere Parteien äussern Vorbehalte. Denn die EU verlangt bisher auch, dass der Schweizer Strommarkt vollständig geöffnet werden soll. Haushalte und KMU müssten ihren Stromanbieter frei wählen können. Eine Forderung, die derzeit politisch chancenlos ist. 

Technische Verträge statt Stromabkommen?

Politiker schlagen deshalb technische Verträge zwischen Energieunternehmen vor, als Ersatz für ein Stromabkommen. Stefan Dörig ist skeptisch. Er war einst für die Schweiz in Brüssel für die Verhandlungen über ein Stromabkommen verantwortlich und sagt: «Technische Verträge sind Verträge zwischen Übertragungsnetzbetreibern. Es sind keine Staatsverträge.» Damit gebe es keine Basis für eine Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der EU.

Wie die Schweiz künftig mit Strom versorgt werde, sei mit diesen technischen Verträgen nicht gelöst. Der Bundesrat kommt also nicht darum herum, sich mit der EU beim Thema Strom zu einigen. Im Februar sind die nächsten Gespräche geplant zwischen Staatssekretärin Livia Leu und Juraj Nociar, ihrem Verhandlungspartner in der EU-Kommission.

10vor10, 20.01.2023, 21:50 Uhr

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