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Diese Konsequenzen der Seilbahn-Katastrophe von Betten VS
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 12.07.2022. Bild: Keystone
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Unglück vor 50 Jahren Bettmeralp: Das sind die Lehren aus der Seilbahn-Katastrophe

12 Menschen starben, als 1972 eine Gondel in die Talstation von Betten VS donnerte. Nach dem Unglück reagierten Politik und Forschung.

Vor genau 50 Jahren ereignete sich in Betten VS das bis dato schwerste Seilbahnunglück Europas. Ein Blick zurück lässt das Drama Revue passieren – und welche Konsequenzen daraus für die gesamte Seilbahnbranche resultierten.

Gondelunglück Betten
Legende: Die Gondel krachte mit voller Wucht in die Talstation von Betten VS. 12 Menschen starben. Keystone

Am 12. Juli 1972 fährt die Gondel gegen 19 Uhr mit 14 Personen und einer Ladung Kies von Betten Talstation Richtung Richtung Betten, der Zwischenstation zur Bettmeralp. Nach einigen hundert Metern Fahrt reisst das Zugseil. Unaufhaltsam donnert die Kabine ins Tal, zerschellt Sekunden später an einer Betonwand der Talstation.

11 Menschen sind sofort tot, zwei Jugendliche überleben die Katastrophe wie durch ein Wunder. Ein Mann versucht sich zu retten, indem aus der abstürzenden Kabine springt. Auch er kommt ums Leben.

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Seilbahnunglück im Wallis
Aus Schon vergessen vom 14.03.1986.
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Die Tragödie erschütterte das Dorf in seinen Grundfesten. Bernhard Stucky, damals erst seit einem Monat Leiter des damaligen Verkehrsbüros Bettmeralp, erinnert sich.

Das Unglück legte sich wie ein dunkler Schatten über das Dorf.
Autor: Bernhard Stucky Verkehrsdirektor Bettmeralp 1972

Er habe nach der Arbeit einen kurzen Spaziergang gemacht, als ihn ein Mitarbeiter erreichte. «Es ist etwas Schreckliches passiert. Unsere Gondel ist abgestürzt», habe er ihm gesagt. Alle seien unter Schock gestanden. «Das Unglück legte sich wie ein dunkler Schatten über den Ort», so der heute 79-Jährige.

Und auch das Dorf sei plötzlich von der Umwelt abgeschnitten gewesen. «Die Gondeln waren unsere Nabelschnur zur Aussenwelt.»

Fangbremsen konnten Gondel nicht stoppen

Die Untersuchungen zeigten später: Das Seil war trotz eingehaltener Kontrollen angerostet und konnte viel weniger Last tragen als normal, woraufhin es riss. Weiter versagten die Notbremsen und konnten die Kabine nicht stoppen. Mit fatalen Folgen.

Video
1972: Das Unglück auf der Bettmeralp
Aus Einstein vom 25.06.2012.
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Das Unglück führte in der Öffentlichkeit zu heftigen Reaktionen, das Vertrauen in die Seilbahnen sank auf einen Tiefpunkt. Furcht, Unsicherheit und Unbehagen machte sich in der Öffentlichkeit punkto Seilbahnen breit.

Bundesrat verschärfte Vorschriften für Seilbahnen

Der Bundesrat reagierte und verschärfte die Vorschriften für Seilbahnen. Die Technik der Gondelbahnen mussten fortan häufiger kontrolliert werden. Ebenso durften Güter nicht mehr an den Kabinen angehängt werden, wenn Passagiere reisen.

Die Seilbahn-Katastrophe von Stresa 2021

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Legende: Das zerschellte Wrack der Seilbahn Stresa-Monte Mattarone. Keystone

Das letzte schwere Seilbahnunglück ereignete sich am 23. Mai 2021 in Stresa am Lago Maggiore. Wie bei der Katastrophe in Betten im Wallis 1972 riss bei der italienischen Seilbahn das Zugseil. Laut ersten Erkenntnissen hatten Mitarbeiter das Notbremse-System deaktiviert. Deshalb raste die Gondel ungebremst ins Tal, sprang aus dem Seil und krachte schliesslich auf einen Abhang. 14 Menschen starben. Der Untersuchungsbericht soll im Herbst 2022 genaue Erkenntisse liefern, wie es zum Unglück kam.

Das Unglück von Betten löste einen regelrechten Neuanfang in der Seilbahnforschung aus. Die ETH entwickelte gemeinsam mit der Seilbahnindustrie neue Zugseilbefestigungen und Fangbremsen, die sich weltweit durchsetzten.

«Man lernt aus jedem Seilbahnunglück dazu», sagt Urs Bürgi, Fachexperte Seilbahnen beim Bundesamt für Verkehr (BAV), heute dazu. «Alle Seilbähnler kennen sich, es ist wie eine Familie. Wir sind immer interessiert, wie man die Sicherheit verbessern kann», so Bürgi.

Beerdigung Seilbahn Unglück
Legende: Hunderte Menschen erwiesen den Opfern des Seilbahn-Unglücks in Betten VS die letzte Ehre. Keystone

Das Gericht verurteilte Jahre nach dem Unglück den Betriebsleiter der Seilbahn Betten-Bettmeralp und einen Angestellten wegen fahrlässiger Tötung. Eine Verkettung von technischen Fehlern und Nachlässigkeit bei der Wartung und Beladung führten laut dem Gericht zum katastrophalen Unglück von 1972.

50 Jahre später ist Valentin König, heutiger Geschäftsführer der Aletschbahnen, immer noch tief betroffen über die grösste Katastrophe in der Schweizer Seilbahngeschichte. «So ein Unfall wie damals kann bei uns wegen der akribischen Kontrollen nicht mehr passieren», ist er überzeugt. Zum Gedenken an die Opfer lässt er die Fahnen auf der Bettmeralp heute auf Halbmast setzen.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.7.2022 ; 

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