Im Departement für Mobilität und Gesundheit in Genf rumort es. Westschweizer Medien berichten seit Wochen immer wieder über Probleme. Seit der neue Vorsteher Pierre Maudet da ist, fehlen drei hohe Führungspersonen: Die Kantonsärztin ist seit längerem krankgeschrieben. Der Unispitalleiter ist zu einer Privatklinik gewechselt. Und der Generalsekretär wechselt das Departement.
Pierre Maudet hat sich in einem Interview mit der «Tribune de Genève» gerechtfertigt. Den Wechsel des Departementschefs hat er ganz einfach damit erklärt, dass der 62-Jährige einem Jüngeren Platz lassen wollte. Jemandem, der mit ihm, Pierre Maudet, die ganze Amtszeit gestalten könne.
Mitarbeiterumfrage – doch niemand fragt nach Maudets Führungsstil
Mit einer Personalbefragung in seinem Departement schien Maudet schliesslich die Flucht nach vorne anzutreten. Über 600 Beamtinnen und Beamte wurden aufgefordert, einer externen Firma über ihre Arbeitszufriedenheit zu berichten.
Aber längst nicht alle Mitarbeiterinnen scheinen Maudet zu trauen. Kaum war die Befragung verschickt, kamen öffentlich und anonym vorgetragene Klagen darüber auf, dass keine einzige Frage direkt auf den Führungsstil des Departementschefs Pierre Maudet ziele.
Diese Kritik trifft einen wunden Punkt. Denn mit dem Führungsstil von Pierre Maudet hat sich sogar schon einmal ein Richter befasst. Im Zuge der Abu-Dhabi-Affäre wurde Pierre Maudet nicht nur der Lüge überführt und vom Bundesgericht wegen Vorteilsannahme im Amt verurteilt, sondern es wurden auch Vorwürfe laut, dass der Magistrat seine Angestellten drangsaliere. Letztlich entzog die Regierung Pierre Maudet seine Führungsfunktion.
Mit einem Politcomeback von Maudet rechnete damals niemand mehr. Aber genau das gelang ihm vor knapp einem Jahr. Er zog wieder in die Regierung ein und mit ihm schafften zehn Abgeordnete seiner neu gegründeten Partei Libertés et Justice sociale (LJS) den Sprung ins Parlament. Aus diesem Parlament gelang im Zuge der neuesten Maudet-Aufregung auch eine dringliche Anfrage an die Regierung. Sind unter Maudet tatsächlich mehr hohe Beamte krank als vor seinem Antritt? Nein, so die Regierung nun in ihrer Antwort. Im Gegenteil: Die Krankheitsfälle beim Kader seien rückläufig.
Misstrauen bleibt
Und so zeigt das jüngste Kapitel der Affäre Maudet in Genf vor allem eines: Pierre Maudet mag seinen Sitz zurückerobert haben, aber das Vertrauen seiner Beamten, der Medien und weiter Teile der Öffentlichkeit hat er noch nicht zurückgewonnen.