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Hauruck-Lösungen beim Schuldenabbau bergen Risiken
Aus Espresso vom 22.12.2020. Bild: colourbox/symbolbild
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Unseriöse «Finanz-Sanierer» Hauruck-Lösungen beim Schuldenabbau bergen Risiken

«Wir helfen, wenn Ihre finanzielle Situation ausweglos erscheint.» Sogenannte Finanzdienstleister versprechen einen unkomplizierten Schulden-Abbau. Ein Ehepaar aus dem Kanton Bern wurde – wie viele andere Betroffene auch – bitter enttäuscht.

Das Ehepaar Künzli (Name geändert) aus dem Kanton Bern hat eine schwierige Zeit hinter sich. Der Betrieb des Ehemannes musste Konkurs anmelden. Nach mehreren Temporärjobs kommt eine schwere Krankheit hinzu, der Mann kann nicht mehr auf seinem Beruf arbeiten. Das Paar hat zwei schulpflichtige Kinder. Das Geld reicht hinten und vorne nicht.

«Wir helfen, wenn die finanzielle Situation ausweglos erscheint ...»

In ihrer Verzweiflung wird Frau Künzli auf Facebook auf eine Anzeige der Firma Concadas GmbH mit Sitz in Pfäffikon (SZ) aufmerksam. «Was tun, wenn die finanzielle Situation ausweglos erscheint?», heisst es dort. «Dann ist es Zeit, (...) sich an die Concadas zu wenden.» Künzlis tun das und unterschreiben wenig später einen sogenannten Finanzsanierungsvertrag. Der Finanzsanierer, so das Versprechen, werde ein Sanierungskonzept erarbeiten, wie die Schulden abbezahlt werden sollen.

Das tut das Unternehmen natürlich nicht gratis: Zuallererst wird eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 377 Franken fällig, daneben eine monatliche Rate von ebenfalls 377 Franken. Von jeder Rate gehen 56 Franken als Verwaltungsgebühr auf das Konto der Concadas. Über 2000 Franken zahlen Künzlis in den nächsten Monaten ein, doch es kommen weiter Mahnungen und Betreibungen. Künzlis wenden sich an die Schuldenberaterin ihrer Wohngemeinde. Sie findet den Namen dieser Firma auf einer Warnliste der Konsumentenzeitschrift «K-Tipp».

Die Schuldenberaterin rät, den Vertrag sofort zu kündigen und eine Abrechnung zu verlangen. Aus dieser geht hervor: Von den einbezahlten 2200 Franken hat die Concadas nur gerade 96 Franken an die Gläubiger weitergeleitet.

Die Abrechnung ergibt ein Guthaben zugunsten von Künzlis von 1200 Franken. Doch das Geld kommt nicht. Nachfragen per Mail bleiben unbeantwortet. Schliesslich greift Frau Künzli zum Telefon. Sie will wissen, wo das Geld bleibt. Die Antwort: Sie solle sich über eine kostenpflichtige 0900-Nummer melden, dort könne man ihr weiterhelfen. Davon ist allerdings keine Rede. Frau Künzli wird verbunden und hingehalten. Immer und immer wieder.

«Wir hatten keine gültige Bankverbindung»

Über ein Jahr nach der Kündigung des Vertrages fragt «Espresso» bei der Concadas GmbH per Mail nach, wo das Problem liege. Noch am selben Tag schickt die Concadas den Künzlis einen Einschreibebrief mit der Aufforderung, ihre Bankkontonummer anzugeben.

Gegenüber «Espresso» schreibt Concadas: Die Auszahlung habe nicht früher erfolgen können, weil Künzlis keine gültige Bankverbindung angegeben hätten. Künzlis seien am Verzug selber schuld. Zudem sei ein Sanierungsplan in Ausarbeitung gewesen, mit verschiedenen Gläubigern seien Ratenzahlungsvereinbarungen abgeschlossen worden. Belege will die Concadas allerdings keine vorlegen. «Espresso» weiss: Das Steueramt und die Krankenkasse haben tatsächlich Ratenzahlungsanfragen von Concadas bekommen. Darauf eingegangen ist allerdings nur das Steueramt. Der Krankenkasse waren die angebotenen Raten zu tief.

Künzlis fühlen sich von der Concadas GmbH ausgenutzt und hintergangen. Für das Ehepaar ist klar: Nie wieder würden sie sich an einen solchen «Finanzdienstleister» wenden.

Espresso, 22.12.2020, 8.13 Uhr

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