- In der Migros kann neuerdings ein HIV-Selbsttest erworben werden.
- Ärzte kritisieren dies aus Datenschutzgründen und vor allem, weil der Test nicht zuverlässig sei.
- Sie raten dringend dazu, einen allfälligen HIV-Test unter fachkundiger Beratung durchzuführen.
Die Migros preist den neuen HIV-Selbsttest «Exacto» für 24.95 an. Zusätzlich gibt es als Einführungsaktion 20-fache Cumuluspunkte. Monique Lehky Hagen, Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft und der kantonalen Ärztegesellschaften (KKA), findet diese Art Werbung problematisch. «Wir raten stark davon ab, eine solche Kundenkarte beim Kauf eines HIV-Tests zu benutzen.» Schliesslich bestehe das Risiko, dass die Daten weitergegeben würden.
Ärztin: «Geschäft steht im Vordergrund»
Die Migros ihrerseits betont, diese Daten würden nicht weitergegeben. Man registriere lediglich das Einkaufsverhalten, sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper. Zudem sei es jedem Kunden selbst überlassen, ob und wann er die Cumulus-Karte zücke. «Wer einen Selbsttest unbedingt anonym durchführen will, dem sind die Cumulus-Punkte in diesem Moment egal.» Diesen Kunden sei die Gesundheit wichtig. Das sei sie im übrigen auch der Migros, so Stöpper.
Das überzeugt die Ärztin Lehky Hagen nicht. Es gebe keinen Grund, Kunden im Fall des HIV-Tests mit 20-fachen Cumulus-Punkten zu locken, wenn die Gesundheit und nicht das Geschäft im Vordergrund stehe, sagt sie.
HIV-Selbsttest ist nicht zuverlässig
Die Walliser Ärztevereinigung kritisiert aber vor allem, dass der HIV-Selbsttest zu wenig zuverlässig sei. Denn erst drei Monate nach einer Ansteckung kann mit so einem Selbsttest das Virus nachgewiesen werden. Betroffene könnten sich also in falscher Sicherheit wiegen.
Umgekehrt bestehe auch die Gefahr, dass der Test ein falsches positives Resultat anzeigt, obwohl die testende Person gar kein Risiko eingegangen sei, sagt LehkyHagen: «Wir möchten verhindern, dass die falschen Leute den Test machen, dann alleine zuhause sitzen und in Panik geraten.» Die Leute müssten wissen, dass der Test nicht zuverlässig sei für Personen, die sich nicht riskant verhalten hätten.
Die Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft findet es deshalb aus medizinischen und datenschützerischen Gründen das Beste, wenn man einen HIV-Test nach wie vor unter fachkundiger Beratung durchführt – entweder beim Hausarzt oder in der Apotheke.