Nach dem Sommer startet im Kanton Schwyz eine Privatschule der Corona-Massnahmen-kritischen Bewegung Urig. Die Kantonsregierung hat den Betrieb der Schule bewilligt, wie der «Bote der Urschweiz» berichtete. In der Schule könnten im neuen Schuljahr bis zu 18 Primarschülerinnen und -schüler unterrichtet werden, sagte Schulpräsident Martin Imhof, der Kopf der Schwyzer Ortsgruppe der Bewegung, der Zeitung. Bereits 12 Kinder seien angemeldet.
Die Urig-Bewegung ist aus der Corona-Pandemie heraus entstanden. Kritikerinnen und Kritiker der Corona-Massnahmen des Bundes hätten darin zusammengefunden, sagt Georg Schmid von der evangelischen Informationsstelle Relinfo, die verschiedene Weltanschauungen beobachtet. Er stellt bei den Anhängerinnen und Anhängern fest, dass sie dem Staat misstrauen.
Die Bewegung will sich deshalb vom Staat lösen. «Ziel ist es, eine Parallelgesellschaft zu gründen», sagt Experte Schmid. Ein Schritt in diese Richtung ist die Gründung einer eigenen Schule: «Die Schule ist der Ort, wo ich mit dem Staat direkt konfrontiert bin.»
Doch die Bewegung steht den öffentlichen Schulen nicht nur wegen des Staats kritisch gegenüber, sondern auch wegen der Inhalte. «Sie haben den Eindruck, dass die moderne Wissenschaft nicht wahrhaftig ist, sondern Teil von Verschwörungen, um die Menschen zu täuschen», erklärt Schmid.
Aus welchen Beweggründen der Schwyzer Urig-Verein seine Privatschule gegründet hat, ist nicht ganz klar. Schulpräsident Imhof hat ein Interview mit SRF News abgelehnt, auch schriftlich wollte er sich nicht äussern. Gemäss seinen Aussagen in der Zeitung blickt er zuversichtlich auf die Zukunft der Schule. Es soll auch Oberstufenunterricht geben und es würden bereits grössere Räumlichkeiten gesucht.
Eigentlich wollte der Verein schon vor über einem Jahr mit dem Schulunterricht starten. Drei Anläufe habe es gegeben, sagt der Vorsteher des Schwyzer Bildungsdepartements Michael Stähli. «Die bisherigen Gesuche waren stets unvollständig, mangelhaft oder zweifelhaft.» In den nötigen Unterlagen habe sich der Verein «eher staatskritisch und wissenschaftskritisch» geäussert.
Kanton verlangte Zusicherung
Darum forderte der Schwyzer Erziehungsrat vom Verein die Unterzeichnung einer Selbstdeklaration. Damit bestätigte der Verein, dass er den Staat, die Behörden und die Gesetze anerkennt; dass er die Schulkinder keiner ideologischen oder religiösen Ausrichtung aussetzt; und dass nicht im Widerspruch zum Volksschulgesetz unterrichtet wird. Somit konnte der Erziehungsrat der Privatschule die Bewilligung erteilen. Wegleitend für den Unterricht ist der Lehrplan 21.
«Bei Vereinbarungen des Staats mit Privatschulen ist es ganz wichtig, dass sie überprüft werden», sagt Georg Schmid von Relinfo zur Selbstdeklaration. Er warnt auch davor, dass trotz des für die Privatschule geltenden Lehrplans 21 im Unterricht Weltanschauungen der Urig-Bewegung transportiert werden könnten. «Wenn Schulen Kindern vermitteln: ‹Der Staat will euch nichts Gutes, nehmt euch in Acht›, dann ist das schwierig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.»
Der Kanton Schwyz will der neuen Privatschule auf die Finger schauen. «Sollten wir feststellen, dass es Abweichungen zur Bewilligung oder Verstösse gegen die Selbstdeklaration gibt, dann wird das auf dem Tisch des Erziehungsrats landen», sagt Regierungsrat Stähli.