Das Thermometer zeigt am Dienstagmorgen, kurz nach neun Uhr, schon über 20 Grad an. Die Sonne strahlt unerbittlich vom Himmel. Doch viele «Swifties», wie die Fans der US-Sängerin Taylor Swift genannt werden, lassen sich davon nicht abhalten. Die ersten stehen bereits seit dem frühen Morgen an, um möglichst nah an ihr Idol heranzukommen.
Taylor Swift prägt mein Leben seit 18 Jahren.
Unter ihnen auch Melissa. Sie ist extra aus den USA angereist, um Swift im Zürcher Letzigrund zu sehen. Es sei bereits das sechste Konzert der Sängerin, das sie besuche. Melissa sagt: «Seit 18 Jahren prägt sie mein Leben.» Bei Trennungen habe sie Swifts Songs gehört. In schwierigen Zeiten, aber auch in den glücklichen.
Dass sie Taylor Swift nun wieder live erleben könne, mache sie unglaublich glücklich. «Sie ist ein tolles Vorbild», sagt Melissa. Swift sei eine starke Frau, die hart gearbeitet habe. «Ich bin so stolz darauf, was sie erreicht hat.» Melissa hat gleich für beide Konzerte in Zürich Tickets gekauft und dafür einmal 800 und einmal 700 Euro hingeblättert.
Ein Preis, der sich jedes Mal lohne, findet Melissa. Taylor Swift gebe einem das Gefühl, als wäre man mit ihr allein in einer intimen Umgebung. Dieses Gefühl zu spüren liebe sie, sagt Melissa.
Wenig Schlaf und viel Aufregung
Auch die beiden Urnerinnen Isabella (15) und Priyanka (16) haben Tickets für das Konzert am Dienstagabend ergattert. «Wir sind früh gekommen, um den ganzen Tag geniessen zu können», sagt eine der beiden während dem Anstehen. Seit zwei Tagen seien sie «mega aufgeregt», Montagnacht hätten sie nicht gut einschlafen können.
Besonders toll sei die Community, die Gemeinschaft. Alle «Swifties» seien sehr nett und würden einander helfen.
Mit Freundschaftsbändern bringen die Fans ihre Verbundenheit zum Ausdruck. «Die Fans haben sich von einer Liedzeile von Swift inspirieren lassen», erklären die beiden Freundinnen. In ihrem Song «You're on Your Own, Kid», singt Swift, man soll Freundschaftsbänder machen und den Moment geniessen.
Meine Freundin hat mich in die Taylor-Swift-Welt eingeführt, nun bin ich selbst ein Swiftie.
Isabella und Priyanka haben Dutzende der Bänder geknüpft und mitgebracht. Diese wollen sie anderen Fans verschenken oder tauschen.
In der Schlange vor der Wartezone beim Stadion Letzigrund hat sich auch Aiden eingereiht. Der 22-jährige Spanier, der in Deutschland lebt, ist einer der wenigen Männer vor Ort. «Meine Freundin hat mich in die Taylor-Swift-Welt eingeführt, nun bin ich selbst ein Swiftie», sagt er. Er könne sich mit jedem Song identifizieren und freue sich darauf, den Star am Dienstag zum ersten Mal live zu sehen.
Stefano vertreibt sich die Wartezeit mit Kartenspielen. Zusammen mit anderen «Swifties» sitzt er am Boden und spielt Uno. Der 26-jährige Peruaner sagt über Taylor Swift: «Sie ist eine Ikone.» Ausserdem sei sie eine tolle Sängerin.
Das Geschäft mit den Fans
Auf dem Turbinenplatz auf der anderen Seite der Hardbrücke brummt derweil das Geschäft mit Fan-Artikeln. Zwei grosse Container stehen bereit. Nina ist mit ihrer Mutter aus Brasilien angereist, die ihr die Tickets geschenkt hat. Hier hätten sie gerade ein Shirt gekauft, Armbänder und Poster.
Auf die Kritik angesprochen, dass Taylor Swift mit ihren Fans viel Geld mache, sagt Ninas Mutter Mariona: «Sie bringt auch viele Leute dazu, Geld zu verdienen.» In jeder Stadt, die Swift besucht habe, seien alle Hotels und Restaurants ausgebucht gewesen.