Die 61 Kilometer lange Höchstspannungsleitung zwischen Innertkirchen im Berner Oberland und Mettlen bei Inwil im Kanton Luzern ist in die Jahre gekommen. Sie ist zum grossen Teil über 70 Jahre alt und muss deshalb laut der Schweizer Stromnetzbetreiberin Swissgrid auf den neusten Stand der Technik gebracht werden.
Zugleich wird die Stromleitung von heute 220 auf 380 Kilovolt verstärkt. Dies sei nötig, um den Abtransport der wachsenden Stromproduktion aus den Kraftwerken Oberhasli sowie den Walliser und Tessiner Wasserkraftwerken ins Schweizer Mittelland zu gewährleisten. «Die Leitung bildet bereits heute einen Engpass und muss fit gemacht werden», sagt Christoph Fischer, Projektleiter bei Swissgrid.
Drei Varianten wurden geprüft
Wie genau der Strom von Innertkirchen nach Mettlen fliessen soll, dafür hat Swissgrid drei Gebiete genauer untersucht, mit folgenden Knackpunkten:
Moorlandschaft Glaubenberg: Diese Linie führt weitgehend durch das Gebiet der heutigen Hochspannungsleitung. Das Problem hier: Die Flysch-Moorlandschaft «Glaubenberg» kommt der angepassten Linie in die Quere. In dieser Landschaft von nationaler Bedeutung dürfen keine neuen Strommasten aufgestellt werden – sie ist geschützt. Swissgrid schlägt deshalb eine Unterquerung des Glaubenbergs mittels eines Tunnels vor.
Grosses Siedlungsgebiet bei Pilatus-Variante: Die zweite Variante verläuft ab Giswil durch das Sarneraatal und anschliessend westlich oder östlich des Pilatus nach Littau und Mettlen. Diese Option führt allerdings durch grössere Siedlungsgebiete wie Sarnen, Hergiswil oder Kriens. Dazu kommen Streusiedlungen, die Hindernisbegrenzungen der Flugplätze Kägiswil, Alpnach und Buochs sowie die national geschützte Region Pilatus.
Langer Weg durchs Entlebuch: Die dritte Variante führt ab Giswil Richtung Westen über Sörenberg durch das Entlebuch bis nach Mettlen. Die Höchstspannungsleitung würde die Unesco Biosphäre Entlebuch durchqueren und ist deutlich länger als die Varianten durch die anderen beiden Planungsgebiete.
Swissgrid favorisiert Glaubenberg
Alle drei Gebiete hätten Vor- und Nachteile, so Projektleiter Christoph Fischer. Allerdings: Für Swissgrid schneidet der Glaubenberg am besten ab. Die Höchstspannungsleitung führe durch weniger Siedlungsgebiete und würde deutlich kürzer ausfallen als die Linie durchs Entlebuch. «Nach unserer Schätzung wird die Tunnelvariante etwa eine Länge von zehn Kilometern haben. Dies muss man aber sicher noch genau anschauen», sagt Christoph Fischer. Er betont, dass Swissgrid keine Entscheidung für den Glaubenberg gefällt habe – es sei eine Empfehlung. Ob sie auch realisiert wird, liege nicht in ihrer Kompetenz.
Nach unserer Schätzung wird die Tunnelvariante etwa eine Länge von zehn Kilometern haben.
Wo die neuen Strommasten zu stehen kommen, prüft nämlich nun das Bundesamt für Energie. Es setzt dafür eine Begleitgruppe von Bundesämtern, den betroffenen Kantonen und Umweltverbänden ein. Diese diskutiert alle drei Vorschläge und gibt dann eine Empfehlung ab.
Läuft alles nach Plan, sollte der Bundesrat im Herbst 2023 das Planungsgebiet für die Höchstspannungsleitung zwischen Innertkirchen und Mettlen definitiv festlegen. Darauf könnte Swissgrid entsprechende Korridore ausarbeiten; schauen, wo die Leitung künftig oberirdisch oder unter Boden verläuft und ein Bewilligungsverfahren starten. Ziel ist, dass die neue Höchstspannungsleitung bis 2034 fertig gebaut ist.