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Überzüchtete Perserkatzen – die Behörden schauen genau hin
Aus Regional Diagonal vom 26.05.2024. Bild: Imago Stock
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Verbotene Tierzuchten Überzüchtete Katzen: Kantone greifen durch

  • Der Kanton Aargau hat 2023 mehrere Tierausstellungen kontrolliert und bei allen Stichproben Verstösse festgestellt.
  • Vor allem bei Perserkatzen gab es vom Amt nationale Ausstellungs- und Zuchtverbote.
  • Viele der überzüchteten Tiere könnten kaum atmen, heisst es im Aargau.
  • Der Helvetische Katzenverband spricht von einem Richtungswechsel bei Tierausstellungen.

Der Veterinärdienst des Kantons Aargau hat bei seinen Kontrollen 2023 den Schwerpunkt auf Hunde-, Katzen- und Vogelzuchten gelegt. Bei verschiedenen Tierarten, besonders bei Katzen, wurden problematische Rassen und Zuchtformen festgestellt. Besonders Perserkatzen würden leiden, sagen die Aargauer Behörden.

Katze
Legende: Die Perserkatze hat oft Probleme mit den Tränensäcken oder der Atmung, heisst es beim Kanton. Keystone

Perserkatzen, die Rasse mit dem flachen Gesicht und der Stupsnase, hätten gesundheitliche Probleme, erklärt Alda Breitenmoser, Leiterin des Aargauer Amts für Verbraucherschutz: «Das mag herzig aussehen, die Katze aber hat Mühe mit dem Atmen. Sie schnarcht auf eine Art, aber hat effektiv Atemnot.» Vor allem Atemprobleme und tränende Augen würden das Verhalten und Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen.

Fische, Hunde, Vögel mit «Beeinträchtigungen»

Auch bei Hunden, Möpsen zum Beispiel, gibt es stark flachgedrückte Nasen. Aber auch andere Tierarten litten, sagt Alda Breitenmoser: «Es gibt gezüchtete Fische mit übergrossen Flossen, die nicht schwimmen können. Bei Ziervögeln kennt man Varianten, die viele Federn im Gesicht haben, sodass sie nichts mehr sehen und nicht richtig fliegen können.»

Mops im Wagen
Legende: Ein Mops, eine Hunderasse, die ähnlich wie Perserkatzen aufgrund ihrer flachen Nase Atemprobleme haben kann. Keystone/Frank Rumpenhorst

Fünf Zuchten und Ausstellungen hat der Aargauer Veterinärdienst stichprobenmässig überprüft. In allen Fällen gab es aufgrund des Gesetzes und der Verordnung dazu Verbote.

Katzenausstellungen – für wen?

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Legende: Auch an Tierausstellungen: Perserkatzen. Keystone/Uwe Meinhold
  • An Katzenausstellungen können Tiere bestaunt, gekauft oder getauscht werden. Oft werden die Tiere auch von einer Jury prämiert.
  • An der internationalen Katzenausstellung in Lenzburg gab es 220 Rassekatzen zu sehen. Der Anlass ist für Züchterinnen und Züchter gedacht. Aber auch Familien mit Kindern besuchen die Ausstellungen – als Freizeitaktivität.
  • Die Ausstellungen dauerten in der Regel ein bis drei Tage, heisst es beim Schweizer Tierschutz. Sonderausstellungen wie die Olma in St. Gallen dauern länger.
  • Katzenausstellungen, an denen keine Tiere verkauft oder getauscht werden, sind nach eidgenössischem Tierschutzrecht nicht bewilligungspflichtig.
  • Die Kantone sind jedoch berechtigt, weiterführende Vorschriften zu erlassen und für Veranstaltungen mit Tieren eine Bewilligung einzufordern, heisst es im Merkblatt des zuständigen Bundesamtes.

Bei einem Zuchtverbot müssen die Verantwortlichen diese Zucht aufgeben. Ein Ausstellungsverbot erstreckt sich über die ganze Schweiz. Die Verbote, die jüngst im Aargau ausgesprochen wurden, gelten also für alle Kantone.

Wir wollen das mit anderen Kantonen und dem Bund weiterverfolgen.
Autor: Alda Breitenmoser Leiterin Amt für Verbraucherschutz Kanton Aargau

Die Kantone verhindern immer mehr, dass überzüchtete Tiere an Ausstellungen Preise gewinnen können. Zudem wehren sie sich gegen Zuchten, die gegen das Tierschutzgesetz verstossen. «Wir haben den Anfang im Aargau gemacht. Wir wollen das mit anderen Kantonen und dem Bund weiterverfolgen», sagt Alda Breitenmoser, Leiterin des Amts für Verbraucherschutz weiter.

Verband sensibilisiert

Beim Helvetischen Katzenverband (FFH) spricht Vizepräsident Jürg Keller von einem Richtungswechsel. Auch er organisiert Katzenausstellungen: «Es gibt Rassen, die man auf Ausstellungen nun nicht mehr sieht. Bei anderen Rassen muss man genau hinsehen, ob man sie noch ausstellen darf. Wir sind in Kontakt mit den Veterinärämtern und versuchen, deren Anforderungen gerecht zu werden», sagt er.

Was sagt eine Züchterin?

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Bei einer Aargauer Katzenzüchterin (Name der Redaktion bekannt) heisst es auf Anfrage, dass es gut sei, wenn der Kanton genau hinschaue. Es habe tatsächlich weniger Aussteller an den Ausstellungen. Aber Qualzüchtungen gelte es zu vermeiden, sagt sie. Man müsse aber auch bei Hunden oder Nutztieren kontrollieren.

Gewisse Katzen-Aussteller seien verunsichert, sagt Keller weiter. Weniger Ausstellende an Tierausstellungen würden auch finanzielle Einbussen bedeuten, das müsse man bedenken. Eine Katzenausstellung müsse die Kosten für die gemietete Halle decken.

Faltohrkatze
Legende: Schottische Faltohrkatzen – auch eine Rasse, die von den Behörden beobachtet wird. Image stock

Überzüchtete Katzen seien auch ein gesellschaftliches Problem, findet Alda Breitenmoser vom Kanton Aargau. Es gehe darum, «dass die Leute einsehen, dass sie im besten Fall diese Tiere nicht mehr kaufen. Dann verschwinden auch die Zuchten. Aber so einfach ist das nicht».

Ein Mischlingskater, der atmen kann, statt eine überzüchtete Katze mit Atemnot – die Kantone schauen den Ausstellungen und Tierzüchtenden also vermehrt auf die Finger.

Video
Haustiere in der Schweiz, verhätschelt und gequält
Aus Kassensturz vom 25.04.2023.
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Regionaljournal Aargau Solothurn, 23.5.2024, 06:31 Uhr ; 

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