- Der Kanton Aargau hat 2023 mehrere Tierausstellungen kontrolliert und bei allen Stichproben Verstösse festgestellt.
- Vor allem bei Perserkatzen gab es vom Amt nationale Ausstellungs- und Zuchtverbote.
- Viele der überzüchteten Tiere könnten kaum atmen, heisst es im Aargau.
- Der Helvetische Katzenverband spricht von einem Richtungswechsel bei Tierausstellungen.
Der Veterinärdienst des Kantons Aargau hat bei seinen Kontrollen 2023 den Schwerpunkt auf Hunde-, Katzen- und Vogelzuchten gelegt. Bei verschiedenen Tierarten, besonders bei Katzen, wurden problematische Rassen und Zuchtformen festgestellt. Besonders Perserkatzen würden leiden, sagen die Aargauer Behörden.
Perserkatzen, die Rasse mit dem flachen Gesicht und der Stupsnase, hätten gesundheitliche Probleme, erklärt Alda Breitenmoser, Leiterin des Aargauer Amts für Verbraucherschutz: «Das mag herzig aussehen, die Katze aber hat Mühe mit dem Atmen. Sie schnarcht auf eine Art, aber hat effektiv Atemnot.» Vor allem Atemprobleme und tränende Augen würden das Verhalten und Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen.
Fische, Hunde, Vögel mit «Beeinträchtigungen»
Auch bei Hunden, Möpsen zum Beispiel, gibt es stark flachgedrückte Nasen. Aber auch andere Tierarten litten, sagt Alda Breitenmoser: «Es gibt gezüchtete Fische mit übergrossen Flossen, die nicht schwimmen können. Bei Ziervögeln kennt man Varianten, die viele Federn im Gesicht haben, sodass sie nichts mehr sehen und nicht richtig fliegen können.»
Fünf Zuchten und Ausstellungen hat der Aargauer Veterinärdienst stichprobenmässig überprüft. In allen Fällen gab es aufgrund des Gesetzes und der Verordnung dazu Verbote.
Bei einem Zuchtverbot müssen die Verantwortlichen diese Zucht aufgeben. Ein Ausstellungsverbot erstreckt sich über die ganze Schweiz. Die Verbote, die jüngst im Aargau ausgesprochen wurden, gelten also für alle Kantone.
Wir wollen das mit anderen Kantonen und dem Bund weiterverfolgen.
Die Kantone verhindern immer mehr, dass überzüchtete Tiere an Ausstellungen Preise gewinnen können. Zudem wehren sie sich gegen Zuchten, die gegen das Tierschutzgesetz verstossen. «Wir haben den Anfang im Aargau gemacht. Wir wollen das mit anderen Kantonen und dem Bund weiterverfolgen», sagt Alda Breitenmoser, Leiterin des Amts für Verbraucherschutz weiter.
Verband sensibilisiert
Beim Helvetischen Katzenverband (FFH) spricht Vizepräsident Jürg Keller von einem Richtungswechsel. Auch er organisiert Katzenausstellungen: «Es gibt Rassen, die man auf Ausstellungen nun nicht mehr sieht. Bei anderen Rassen muss man genau hinsehen, ob man sie noch ausstellen darf. Wir sind in Kontakt mit den Veterinärämtern und versuchen, deren Anforderungen gerecht zu werden», sagt er.
Gewisse Katzen-Aussteller seien verunsichert, sagt Keller weiter. Weniger Ausstellende an Tierausstellungen würden auch finanzielle Einbussen bedeuten, das müsse man bedenken. Eine Katzenausstellung müsse die Kosten für die gemietete Halle decken.
Überzüchtete Katzen seien auch ein gesellschaftliches Problem, findet Alda Breitenmoser vom Kanton Aargau. Es gehe darum, «dass die Leute einsehen, dass sie im besten Fall diese Tiere nicht mehr kaufen. Dann verschwinden auch die Zuchten. Aber so einfach ist das nicht».
Ein Mischlingskater, der atmen kann, statt eine überzüchtete Katze mit Atemnot – die Kantone schauen den Ausstellungen und Tierzüchtenden also vermehrt auf die Finger.