Die Tanten unterstützen junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Sie sind keine blutsverwandten Tanten, sondern eine Art «Tanti» auf Zeit. Sie helfen Jungen zwischen 18 und 30 Jahren finanziell oder auch mit sozialen Kontakten. «Immer wieder begegnen wir jungen Erwachsenen, die jemanden brauchen, der an sie glaubt, sie ermutigt und Zuversicht vermittelt», erklären die Tanten den Zweck ihres Vereins. 2020 erhielt der Verein den mit 20’000 Franken dotierten Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbunds.
Das Ganze ist ein Anstupsen.
30 bis 35 Tanten machen im Verein mit. Nicht alle bieten dieselbe Hilfe an. Es gibt Tanten, die lieber nur «Päcklitanten» sind; sie schicken ein paar Pack Spaghetti und eine Karte. Es gibt andere, die reden gerne mit jungen Menschen und haben ein offenes Ohr. «Das Ganze ist ein Anstupsen», so Josefine Krumm vom Aargauer Verein. Mehr brauche es oft auch gar nicht.
Spaziergang-Gespräche oder Geld fürs Hotel
Gegründet wurde der Verein 2014 von den drei Tanten Pia Steiner, Josefine Krumm und Alice Lüps. Ihre eigenen Tanten hätten sie für diese Art von Hilfsangebot inspiriert. Josefine Krumm hat 2014 die Biografie ihrer verstorbenen Tante verfasst und herausgefunden, dass Tanten oft eine wichtige Rolle im Leben übernehmen und einen prägen können.
«Meiner Tante aber auch mir sind im Leben immer wieder junge Menschen in Engpässen begegnet», sagt Josefine Krumm, «Menschen, denen nicht gerade eine öffentliche Stelle hilft». Meist bräuchten sie ein offenes Ohr oder einen Zustupf. Ein Dauerabo auf Tanten-Hilfe gebe es nicht, dafür seien die offiziellen Fachstellen da, betonen die Gründerinnen des Vereins.
Etwas Kleines zum Überbrücken
Zwischen 15 und 25 Einsätze leistet der Verein pro Jahr. Ein Einsatz laufe nie gleich ab, sagt Mitgründerin Josefine Krumm. Die jungen Menschen schreiben den Tanten eine E-Mail. Auch beratende Personen, Lehrer zum Beispiel, schreiben dem Verein in der Hoffnung, dass die Tanten den Schützlingen helfen können. «Wir wollen den Leuten nicht zu viel abnehmen, einfach das Kleinstmögliche, das hilft, anbieten.»
Es muss kein Happy End sein.
Manchmal brauche es rasche Hilfe, weiss Tante Josefine Krumm. «Junge Menschen, die mit der teuren Zahnarztrechnung kämpfen, deswegen nicht mehr konzentriert lernen können, den Mut verlieren, die brauchen manchmal einfach eine Überbrückung. Wir helfen dann. Es muss kein Happy End sein.»
Kurzfristig und nicht für immer
Auch in Coronazeiten können die Tanten helfen. «Eine junge Pflegestudierende, die wegen einer Corona-Infektion isoliert werden musste, lebte mit ihrer Mutter und Schwester zusammen. Diese waren aber Risikogruppen. Die junge Frau machte sich grosse Sorgen, ob sie nun ihre Liebsten anstecken könnte. Wir Tanten konnten dann helfen und haben ultrakurzfristig die Hotelkosten übernommen. Die Person ist nun diplomiert, in einem systemrelevanten Beruf, das ist doch schön», erzählt Josefine Krumm.
Wir Tanten haben ultrakurzfristig die Hotelkosten übernommen.
Genau solche unkomplizierten Einsätze lobt auch der Aargauische Katholische Frauenbund. Ein Grund dafür, weshalb der Frauenbund dem Tanten-Verein einen Preis verliehen hat. In der Laudatio heisst es deshalb treffend: «Weil uns das Wirken der Tanten, das Schenken von Rückenwind und Stärkung in schwierigen Lebenssituationen von jungen Menschen überzeugt. Vor allem aber auch, weil dieses Wirken oft im Stillen geschieht.»