Mit Beginn der Herbstzeit ist wieder Erkältungssaison. Eigentlich nichts Aufregendes. Doch zu Corona-Zeiten schon. Gerade bei jüngeren Kindern kann dieses Jahr ein banaler Schnupfen Fragen aufwerfen. Die Unsicherheit ist bei Eltern offenbar gross, wie eine Umfrage in Willisau und Zürich zeigt.
Es sei schwierig zu beurteilen, wann man die Kinder zu Hause behalten solle, erklärt ein Vater. «Das Hauptproblem ist, dass Kinder natürlich in der kalten Jahreszeit die ganze Zeit am Schniefen sind und ständig mit Husten, Schnupfen oder sonstigem rumlaufen.» Eine Mutter kennt dieses Problem. Sie sagt: «Ich hatte gerade letzte Woche den Fall, dass mein Sohn Halsweh hatte. Da schickte ich ihn trotzdem in die Schule.»
Problem für berufstätige Eltern
Andere wiederum sprechen sich mit dem Kinderarzt ab und zählen auf die Reaktion der Lehrpersonen. «Ich glaube auch, dass jetzt die Lehrpersonen auf die Eltern zukommen und sagen, wenn ein Kind zu Hause bleiben muss», meint eine andere Mutter.
Betroffene Eltern stehen also wieder vor der Herausforderung der Kinderbetreuung. Die Arbeit ruft, doch die Kinderbetreuung muss wegen erster Erkältungssymptome kurzfristig geklärt werden. In den Entscheidungsprozess – Schule oder zu Hause bleiben – sind häufig auch die Lehrpersonen involviert. Tatsächlich werden sie oft mit der Frage konfrontiert, wann ein Kind der Schule fernbleiben soll und wann nicht.
Wann sollen Kinder zum Test?
Nebst der Frage, ob das Kind mit einem Schnupfen oder leichtem Husten die Schulbank drücken darf, sorgt eine weitere unter den Eltern und Lehrpersonen für Unsicherheit: Ab wann muss eine Schülerin oder ein Schüler zum Corona-Test antreten?
«Das ist eine schwierige Frage», sagt Pirmin Hodel, Präsident Schulleiterverband Luzern. «Die Eltern rufen uns an und fragen, ob sie das Kind in die Schule schicken sollen. Wir sagen dann, dass das der falsche Weg ist und sie sich an den Arzt wenden sollen. Er soll entscheiden, ob es einen Test braucht. Das macht Sinn, denn nach einem Test haben wir Gewissheit.»
Die Testkriterien sollten auf alle Altersgruppen gleich angewandt werden und Kinder unter 12 Jahren sollten genauso getestet werden wie Erwachsene.
Schweizweit sind unter den positiv getesteten Fällen kaum Kinder. Deshalb rät das Bundesamt für Gesundheit (BAG), Kinder mit leichten Symptomen nicht immer gleich zu testen.
Die Epidemiologin Isabella Eckerle ist anderer Meinung. Sie kritisiert diese Praxis und warnt vor der Vorstellung, dass Kinder bei der Virusübertragung keine Rolle spielten. Sie fordert deshalb mehr Tests für Kinder. «Die Kriterien sollten auf alle Altersgruppen gleich angewandt werden, Kinder unter 12 Jahren sollten genauso getestet werden wie Erwachsene.»
Mehr Tests bei Kindern haben einen Haken
«Mehr Tests bei Kindern machen durchaus Sinn», sagt auch Heidi Zinggeler Fuhrer, Vizepräsidentin des Verbandes Haus- und Kinderärzte Schweiz. Doch mehr Tests hätten auch einen Haken.
Kinder, die mehr haben als ein Schnupfen oder Kratzen im Hals, sollen zu Hause bleiben.
Kinder könnten das Virus in sich tragen, ohne Symptome zu zeigen, erklärt Zinggeler Fuhrer. «Das bedeutet, es nützt nichts, alle erkälteten Kinder zu testen, weil man die 50 Prozent, welche das Virus mit sich tragen und keine Symptome zeigen, mit den Tests nicht erfasst.»
Eigentlich gelte dasselbe wie in Nicht-Corona-Zeiten, sagt die Kinderärztin weiter. «Kinder, die mehr haben als einen Schnupfen oder ein Kratzen im Hals sollen zu Hause bleiben.»
Corona wird in der Erkältungssaison wohl nicht nur bei den Kindern ein Thema sein. Doch bei den Jüngsten unserer Gesellschaft kommt hinzu, dass sich die Wissenschaft noch nicht einig ist, welche Rolle die Kinder tatsächlich bei der Übertragung des Virus spielen.