Unwetter ziehen über die Schweiz, die Reuss, die Aare und der Vierwaldstätter- und der Thunersee drohen über die Ufer zu treten. Die derzeitige Wettersituation weckt Erinnerungen an die Überschwemmungen im August 2005.
Damals entwickelte sich die kleine Emme zu einem reissenden Fluss, das Berner Matte-Quartier wurde von der Aare komplett geflutet und im Berner Oberland zerstörten die Wassermassen und Murgänge ganze Dorfzentren.
Uns ist sicher bewusst geworden, dass Hochwasserschutz nicht nur heissen darf, Dämme zu bauen.
Die Hochwasser 2005 verursachten schweizweit rund drei Milliarden Franken Schäden. Aus diesem Jahrhundert-Hochwasser habe man viel gelernt, sagt der Medienverantwortliche des Wasserforschungsinstituts Eawag, Andri Bryner. «Uns ist bewusst geworden, dass Hochwasserschutz nicht nur heissen darf, Dämme zu bauen. Es ist klar geworden, dass die Gewässer Raum brauchen und auch, dass es nie eine hundertprozentige Sicherheit geben kann. Dass man also immer auch bedenken muss, was passiert, wenn das Wasser doch einmal über die Dämme fliesst.»
Schutzmassnahmen in den grossen Städten
So werden beispielsweise im Stadtberner Matte-Quartier seither mobile Hochwassersperren, sogenannte Beaver-Schläuche, eingesetzt. Diese sollen das überschwappende Wasser der Aare zurückhalten.
Auch die Stadt Luzern baute den Hochwasserschutz nach 2005 aus und sanierte das Reuss-Wehr. In Zürich wurden im Modell Hochwasser-Schutzmassnahmen für die Sihl erprobt und mittlerweile umgesetzt. Ausserdem ist ein Entlastungsstollen an der Sihl geplant, der das Wasser unterirdisch in den Zürichsee leiten soll.
Gesetzesrevision soll helfen
Seit den extremen Hochwassern 2005 haben Bund und Kantone insgesamt 4.5 Milliarden Franken in den Hochwasserschutz gesteckt. Und es sollen auch weiterhin jährlich rund 380 Millionen sein.
Auf politischer Ebene wird aktuell das Wasserbau-Gesetz revidiert. Damit soll der Hochwasserschutz besser geregelt werden. Für die Eawag ist klar, dass dabei auch die Siedlungsentwässerung durch Dolen und Kanalisationen miteinbezogen werden müssen.
«Wenn es lokal so stark regnet wie in den letzten Tagen, dann kann dieses Abflusssystem die Wassermassen nicht mehr schlucken. Und dann läuft das Wasser in den nächsten Keller oder die nächste Strasse runter.» Der Hochwasserschutz in der Schweiz ist und bleibt also eine Daueraufgabe.