- Die meisten schweren Verkehrsunfälle in der Schweiz sind auf abgelenkte Verkehrsteilnehmer zurückzuführen.
- Dies geht aus einem Bericht der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) hervor.
- Sorgen bereiten der BFU zudem die schweren Personenschäden bei Velofahrern.
1111 Menschen sind im Jahr 2017 auf Schweizer Strassen wegen abgelenkter Verkehrsteilnehmenden schwer oder tödlich verletzt worden, wie die BFU gestützt auf ihren Sinus-Report 2018 mitteilt. Im Durchschnitt gebe es deswegen jeden Tag drei Schwerverletzte.
Handy als Unfallursache
Telefonieren oder SMS schreiben – laut BFU ist die Unfallursache immer häufiger die Nutzung des Handys am Steuer. «Allerdings ist die Statistik dazu nicht sehr aussagekräftig, weil wir von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen», sagt BFU-Direktorin Brigitte Bumann. Die Polizei wisse oft nicht, weshalb jemand abgelenkt sei.
Im Kanton St. Gallen werden jährlich bis zu 2500 Ordnungsbussen wegen Telefonierens am Steuer verteilt. Trotzdem beobachte die Kantonspolizei immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer mit Handy. «Ja, wir stellen das fest und wir wundern uns oftmals, warum die Personen keine Freisprechanlage kaufen und dadurch straffrei telefonieren können.»
Junge lassen sich öfter ablenken
Laut dem Report kommt Ablenkung sowohl bei Männern wie auch bei Frauen anteilsmässig gleich häufig vor. Hingegen spiele die Ablenkung bei den 18- bis 24-Jährigen eine deutlich grössere Rolle als bei älteren Unfallverursachern.
Fast gleich viele schwere Unfälle ereignen sich gemäss BFU wegen Vortrittsmissachtung – innerorts gar die häufigste Unfallursache. Bei drei von vier schweren Unfällen wegen Vortrittsmissachtung seien Autolenker die Verursacher.
Leidtragende von Vortrittsmissachtungen seien in erster Linie die Fussgänger. Rund 40 Prozent der deswegen tödlich verletzten Menschen seien zu Fuss unterwegs gewesen.
Überhöhte Geschwindigkeit verursache täglich zwei schwere Personenschäden, Alkoholkonsum einen pro Tag. Diese beiden Unfallursachen seien demnach etwas weniger häufig, allerdings hätten Alkohol- und Geschwindigkeitsunfälle deutlich schwerwiegendere Folgen und endeten häufiger tödlich.
Insgesamt sieht das BFU eine erfreuliche Entwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Trotz kurzfristiger Zunahme im letzten Jahr habe sich die Anzahl Getöteter in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr um durchschnittlich 17 reduziert.
Kein Rückgang bei Velounfällen
Während die Anzahl schwerer Personenschäden von Autoinsassen in den letzten zehn Jahren um die Hälfte zurück gegangen sei, sei bei den Radfahrern keine Reduktion festzustellen, schreibt die BFU weiter.
Laut Verkehrsprognose 2040 des Bundes wird der Fahrradverkehr doppelt so stark wachsen wie der motorisierte Individualverkehr. Die steigende Dichte und Heterogenität des Verkehrs machten es insbesondere in Dörfern und Städten zunehmend schwierig, unfallbedingte Verletzungen und Todesfälle zu verhindern.
Mangelndes Gefahrenbewusstsein
Für das Unfallgeschehen bei den Radfahrern seien verschiedene Gefahrenquellen massgebend. So verletzten sich Radfahrer bei Unfällen schwer, weil sie beispielsweise über mangelndes Gefahrenbewusstsein und zu wenig verkehrsrelevantes Wissen verfügten, nachts und insbesondere tagsüber oft schlecht erkennbar unterwegs seien und sich nicht an die Verkehrsregeln hielten.
Risikofaktoren bei den Kollisionsgegnern seien beispielsweise neben Vortrittsmissachtungen und Fahrgeschwindigkeit hohe und steile Fahrzeugfronten, eine hohe Festigkeit von Frontaufbauten sowie die Infrastruktur, die stark auf den motorisierten Verkehr ausgerichtet sei.