- Im Sommer war in einem Luzerner Quartier das Trinkwasser verunreinigt.
- Nun ist klar, was Schuld trägt: Pflanzenreste in einem neu eingesetzten Leitungsrohr.
- Es hatte vor dem Einbau offen auf einer Baustelle gelegen, sodass darin winzige Ablagerungen von Pflanzen entstanden.
Am Dienstag präsentierte der städtische Wasserversorger EWL in Luzern die «Täterin» – in Form einer schwarzen Stahlröhre. Diese sei erst im Juli 2022 im Rahmen der ordentlichen Netzerneuerung eingebaut worden, sagte Christian Hofmann, Leiter Rohrnetze bei EWL.
Bei der Baustelle hatte es wegen einer Etappierung Verzögerungen gegeben, sodass das Stahlrohr dort drei Monate statt wenige Wochen lagerte. Und in dieser Zeit muss es passiert sein: Die Verschlusskappen lösten sich, sodass Blätter oder ähnliches Material hineingelangen und Ablagerungen bilden konnten.
Kein vergleichbarer Fall
Die Suche nach der Quelle der Verunreinigung gestaltete sich schwierig, mittlerweile ist sie gefunden. Die Baustelle war den Kontrolleuren nicht gleich verdächtig, weil die erste Routineprobe mit Enterokokken-Bakterien von einem ganz anderen Ort im zehn Kilometer langen Netz stammte, sagte Hofmann. Ausserdem sei so etwas noch nie vorgekommen, man wisse von keinem vergleichbaren Fall.
Mit einer Rohrkamera stiessen die Kontrolleure schliesslich auf die Ablagerungen von der Grösse eines Fingerabdrucks, die fest an der Innenseite hafteten und weggekratzt werden mussten. Die Spülung, die bei der Inbetriebnahme neuer Leitungen erfolgt, reichte offensichtlich nicht aus.
Das Rohr wurde wieder ausgebaut und eine Probe ins Labor geschickt. Die Analyse ergab, dass es sich um pflanzliches Gewebe handelte. Nachdem das Rohr ersetzt war, normalisierten sich die Werte rasch.
Wir konnten verhindern, dass Menschen erkrankten.
Die Massnahmen seien erfolgreich gewesen, sagte Kantonschemiker Silvio Arpagaus. «Wir konnten verhindern, dass Menschen erkrankten.» Während der Verschmutzung untersuchte das kantonale Labor 1500 Proben.
Kosten von rund 400'000 Franken
EWL-Chef Patrik Rust sagte, sämtliche involvierten Personen hätten sich an die Vorgaben gehalten. Trotzdem kündigte er Verbesserungen an. Künftig sollen die Verschlusskappen zusätzlich mit Folie verschlossen werden. Leitungsstücke würden zudem nur noch wenige Tage auf der Baustelle gelagert und vor der Inbetriebnahme geprüft.
Zum Ungemach kommen Kosten in der Höhe von rund 400'000 Franken auf EWL zu – darin sind die Proben im kantonalen Labor, eine Gutschrift von 30 Franken für die betroffenen Haushalte und der Aufwand für den Ersatz von Wasserfiltern bei einigen Liegenschaften enthalten. Man habe den Schaden der Versicherung angemeldet.
EWL musste für einen Teil des betroffenen Gebiets eine provisorische Trinkwasserzufuhr installieren. Mittlerweile werden alle Liegenschaften wieder über die normale Leitung versorgt. Es war laut der Firma das erste Mal seit 20 Jahren, dass es in der Stadt Luzern eine Trinkwasserverschmutzung gab.