Der Blick von Heinz Müller schweift über eine Landkarte. Darauf verteilt sind fast 100 Punkte. Sie zeigen an, wo überall ein grünes Bänkli steht mit der Aufschrift VVB, Verkehrs- und Verschönerungsverein Biberist. Die Sitzbänke sind nicht nur in der Solothurner Gemeinde das Zeichen schlechthin, dass es einen Verschönerungsverein im Dorf gibt.
Doch Verschönerungsvereine sind nicht bloss Bänklivereine. Die Männer des VVB bessern im Wald Wege aus, ersetzen Geländer oder führen einen Wettbewerb durch, bei dem das am schönsten geschmückte Haus gewinnt. Der VVB hat sich sogar ein eigenes Fahrzeug angeschafft. «Wir sind happy damit, haben uns aber schon gefragt, ob das nicht übertrieben sei», sagt Vereinspräsident Heinz Müller.
«Wir haben ein weitläufiges Gebiet. Wir haben viele Maschinen und wir müssen auch mal Schwellen oder Mergel zum Ausbessern von Treppen oder Wegen transportieren», begründet Müller die Anschaffung. Tatsächlich zeigt ein Blick in das Materiallager ein grosses Arsenal an Geräten, Maschinen und Werkzeugen.
Biberist hat über 9000 Einwohnerinnen und Einwohner. Selbstverständlich hat die Gemeinde einen eigenen Werkhof. Trotzdem übernimmt der Verein zahlreiche Aufgaben, die andernorts der Werkhof oder die Gemeindearbeiterin ausführen würde. Und das gratis. Einzig für den Unterhalt des Vitaparcours erhält der Verschönerungsverein Geld. Weiter kann der Verein gewisses Baumaterial vom Werkhof beziehen. Ansonsten lebt er von Gönnerbeiträgen.
Es ist kein Bäbistube-Gebastle.
«Wir werden einmal im Jahr von der Gemeinde zum Essen eingeladen, das ist der Lohn für unsere Arbeit», sagt Müller und betont, dass es für ihn so stimme. Es brauche Personen, die sich ehrenamtlich engagierten. Im Dorf werden die Männer als «die flissige Manne vo Biberischt» bezeichnet. Heinz Müller hört dies allerdings nicht so gerne. «Wir machen unsere Arbeit gut, seriös, professionell. Es ist kein Bäbistube-Gebastle».
Der VVB hat 40 Mitglieder. Aktiv sind neun Personen, alles Männer im Pensionsalter. «Wir können uns Zeit nehmen und machen gerne etwas Handwerkliches und Sinnvolles für das Dorf.» Nachwuchsprobleme kennt der Verein in Biberist nicht. Ähnliche Vereine sind allerdings verschwunden.
Wer nun denkt, dass Verschönerungsvereine bloss eine sinnvolle Beschäftigung für Pensionäre sind, liegt falsch. Dies zeigt das Beispiel des Verkehrs- und Verschönerungsverein Wittnau (AG). Hier ist kein aktives Mitglied im Rentenalter.
Weihnachtsbeleuchtung und Festbeflaggung
Die Gemeinde Wittnau mit 1400 Einwohnenden liegt im ländlichen Aargauer Fricktal. «Verschönern muss man hier nichts, aber man muss die Schönheit sehen und sie pflegen», sagt Vereinspräsident Andy Peter. Auch in Wittnau stehen 37 Bänkli. Und auch hier übernimmt der Verein Aufgaben, die andernorts die Gemeinde erledigt.
So ist der Verschönerungsverein für die Weihnachtsbeleuchtung, für die Beflaggung am 1. August und für die Bewirtschaftung der Strassenschilder am Dorfeingang zuständig. «Das hat sich irgendwie so ergeben und wir machen das gerne», betont Peter.
Ein grosses Projekt hat der Verein in Wittnau vor sich. Bei einem Sturm wurde der 20 Meter hohe Fahnenmast auf dem Homberg geknickt. Ersatz ist wegen der exponierten Lage kostspielig. Das letzte Mal wurde der Mast per Helikopter installiert. Der Verschönerungsverein Wittnau ist nun auf Spendensuche. Damit Wittnau schön bleibt, auch ohne Zutun der Gemeinde.