- 61'000 Kubikmeter Molkewasser sollen illegal in die Thur geleitet worden sein.
- Gegen den Vizepräsidenten des Verwaltungsrates der Züger Frischkäse AG wurde ein Strafbefehl ausgestellt.
Molkewasser entsteht bei der Produktion von Käse und muss korrekt entsorgt werden. Die Firma Züger Frischkäse AG in Oberbüren (SG) soll ein Jahr lang Molkewasser in den Fluss Thur geleitet haben. Es geht um insgesamt 61'000 Kubikmeter – das entspricht 61 Millionen Litern.
Die Anklage lautet deshalb auf mehrfaches Vergehen gegen das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer. Sie richtet sich direkt gegen den Vizepräsidenten des Verwaltungsrates, Markus Züger.
Die Staatsanwaltschaft fordert eine bedingte Geldstrafe von insgesamt 144'000 Franken und dazu eine Busse von 10'000 Franken sowie Entschädigungen für die eingesparten Entsorgungskosten.
Über die Umweltverschmutzung hatte «20 Minuten» bereits berichtet. Das «St. Galler Tagblatt» veröffentlichte nun den Namen der Firma.
Die Firma Züger nimmt Stellung
In einer Mitteilung bestreitet die Firma Züger Frischkäse AG nicht, dass Fehler passiert seien. Während einer Bauphase sei Wasser in die Thur geflossen, das in die Kanalisation gehörte. Beim Wasser handle es sich nicht um Molkewasser, sondern um aufbereitetes Wasser, das normalerweise wieder in der Produktion eingesetzt werde.
«Das Wasser enthielt zu keinem Zeitpunkt toxische Substanzen.» Die gemessenen Werte seien zwar leicht höher gewesen, als das Gesetz erlaube. Es habe aber keine Gefahr bestanden und es habe auch keinen Schaden an «Tier und Natur» gegeben. Deswegen habe die Firma auch Einsprache gegen den Strafbefehl erhoben.
Der Fall kommt wahrscheinlich vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft hat gegenüber SRF bestätigt, dass eine Einsprache gegen den Strafbefehl eingegangen ist. Der Fall dürfte deshalb vor ein Gericht kommen.
In der Region sind die Firma Züger und ihre Produkte bekannt. Zudem ist sie ein wichtiger Arbeitgeber: Über 300 Angestellte hat Züger laut eigenen Angaben. 400 regionale Produzentinnen und Produzenten würden ihr täglich Milch liefern.
Zusätzliche Schlagzeilen machte der Fall, weil der CEO der Firma Züger, Christof Züger, im Kanton St. Gallen für die FDP für den Nationalrat kandidiert. Er ist der Bruder von Markus Züger, Vizepräsident des Verwaltungsrats, gegen den der Strafbefehl ausgestellt wurde.