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Verwirrendes Sortiment Schweizer Discounter verkauft «EU-Ovo»

Das Wichtigste in Kürze:

  • Lidl Schweiz verkauft Ovomaltine mit dem Aufdruck «Importiert aus der Schweiz».
  • Es handelt sich um eine süssere Ovo-Variante, die eigentlich für den EU-Markt bestimmt ist.
  • Hintergrund ist ein Streit zwischen Lidl Schweiz und dem Ovo-Hersteller Wander.
  • Laut Lidl zeigt Wander «kein Interesse» an einer Handelsbeziehung. Daher sei man auf «alternative Beschaffungswege» angewiesen.

Lidl-Kunde D.Z. aus Thun kaufte kürzlich in der Thuner Filiale des Discounters eine Dose Ovomaltine. Daheim wurde er stutzig: «Importiert aus der Schweiz» steht da weiss auf orange. «Was soll das denn?», wundert sich der Kunde und meldet sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Ovo für den EU-Markt

Tatsächlich handelt es sich bei der im Lidl gekauften Ovo um ein Produkt, das eigentlich für den EU-Markt bestimmt ist. Hergestellt wird das Pulver aber ebenfalls in der Schweiz – in Neuenegg bei Bern. «Wir stellen diese Ovo nach einem anderen Rezept her», sagt Helena Meier, Sprecherin von Ovomaltine-Hersteller Wander.

Das Rezept, das wesentlich mehr Zucker enthält als das Original, sei ursprünglich für den deutschen Markt entwickelt worden. «Wenn Ovomaltine etwas süsser ist, mundet sie den deutschen Konsumenten besser», sagt Meier. Das habe die Marktforschung gezeigt. Da diese Ovomaltine unterdessen in zahlreichen europäischen Ländern verkauft werde, nenne man sie auch «EU-Ovo».

Wander will Lidl nicht als Kunden

Dass diese EU-Ovo in den Regalen von Lidl Schweiz steht, sieht Wander nicht gerne. Es sei «aus Sicht der Markenpositionierung nicht optimal», sagt die Sprecherin. Zudem verwirre Lidl damit seine Kundinnen und Kunden.

Allerdings ist Wander allem Anschein nach nicht ganz unschuldig an der aktuellen Situation. Lidl Schweiz teilt nämlich mit, man habe schon mehrere Gespräche mit Wander geführt: «Lidl Schweiz ist offen für eine direkte Handelsbeziehung mit dem Hersteller Wander. Leider ist seitens des Herstellers bisher keine Bereitschaft für eine direkte Handelsbeziehung angezeigt worden.» Mit anderen Worten: Wander will Lidl nicht als Kunden.

«Alternative Beschaffungswege»

Aufgrund dieser Ausgangslage war und sei man gezwungen, «alternative Beschaffungswege zu beschreiten», heisst es in der Stellungnahme von Lidl Schweiz weiter. Wie dieser Beschaffungsweg im Fall der EU-Ovo aussieht, dazu macht das Unternehmen «aus strategischen Gründen keine Angaben».

Wander will sich nicht weiter zum Thema äussern. Die Frage, weshalb man keine Handelsbeziehung mit Lidl eingehen will, bleibt unbeantwortet. Denkbar sind Image-Gründe: Das Premium-Produkt Ovomaltine soll wohl nicht bei einem deutschen Discounter im Regal stehen. Für diese Theorie spricht, dass auch Aldi bislang keine direkten Geschäftsbeziehungen zu Wander pflegt. Obwohl man «an der Aufnahme solcher prinzipiell stets interessiert» sei.

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