In der Letzibadi in der Stadt Zürich sind die Bahnen im 50m-Becken kaum belegt. Gerade mal eine Handvoll Gäste schwimmt ihre Längen. Die Schwimmerinnen und Schwimmer machen das Beste aus dem verregneten Sommer und geniessen die komfortable Platzsituation. Im Wasser werde er auch nicht mehr nass als ohnehin schon, meint ein Sportschwimmer.
Die Anlage ist super gepflegt, die Mitarbeitenden sind hoch motiviert, aber leider sind keine Gäste da.
Betriebsleiter Thomas Markus indessen stimmt das Wetter traurig: «Die Anlage ist super gepflegt, die Mitarbeitenden sind hoch motiviert, aber leider sind keine Gäste da.» Gerade mal 102 Eintritte hat Thomas Markus bis am Nachmittag um halb zwei gezählt.
In einem guten Sommer sind es mindestens zehnmal mehr um diese Zeit. Der Betriebsleiter muss den Personalbestand reduzieren. Und statt Kinderbecken und Sprungturm zu beaufsichtigen, erledigt das Personal Wartungs- und Reinigungsarbeiten.
Mehr Strom dank mehr Wasser
Freude an der hohen Niederschlagsmenge haben die Kraftwerksbetreiber der EWA Energie Uri AG. Der Schächen, ein Nebenfluss der Reuss, führt viel Wasser. Die Turbinen des Kraftwerkes laufen auf Hochtouren. «Parallel dazu steigt der Ertrag, denn der zusätzlich produzierte Strom kann in die Strombörse eingespeist werden. Die zusätzliche Energie hilft in der Jahresbilanz», erklärt Werner Jauch, Geschäftsleiter der EWA Energie Uri AG.
In den Speicherseen im Gebirge weiter oben ist indes noch viel Platz vorhanden. Sie werden derzeit immer noch gefüllt. Ende Juni lag der Füllgrad der Speicherseen im Durchschnitt bei 43 Prozent, belegen die Zahlen des Bundesamtes für Energie. Dank der Schneeschmelze und dem regenreichen Juni.
Bewässerungsprobleme wird es diesen Sommer kaum geben.
Ganz im Gegensatz zu den Trinkwasserreservoirs. Das trübe Wetter wirkt sich positiv auf die Grundwasserpegel aus, erklärt Manfred Stähli, Abteilungsleiter Gebirgshydrologie und Massenbewegung an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Die Messstationen zeigen vielerorts überdurchschnittlich hohe Stände.
Manfred Stähli: «Die Pegel sind in den vergangenen Tagen und Wochen unaufhaltsam angestiegen. Das wird sich über den ganzen Sommer auswirken und die Landwirtschaft entlasten. Bewässerungsprobleme wird es diesen Sommer kaum geben.»
Keine guten Aussichten
Gut möglich, dass die instabile, feuchte Wetterlage weiter anhält, meint SRF-Meteorologe Felix Blumer. Ein stabiles Hoch sei nicht in Sicht. «Die Siebenschläfer-Bauernregel, die besagt, dass das Wetter während sieben Wochen so bleibt, wie es am Siebenschläfer Tag war. Der 27. Juni war gewitterhaft. Diese Regel scheint ziemlich verlässlich zu sein.» Zumindest in den kommenden zwei Wochen ist keine Besserung in Sicht. Felix Blumer mahnt, die Gewittersituation genau zu beobachten, bevor man sich an besonders gefährdete Regionen begibt.
«Wir warnen jeweils relativ grossflächig, wo ganz genau das Gewitter stattfinden wird, ist sehr zufällig. Gewitter sind lokale Ereignisse. In der Regel weiss man erst kurz vorher, wo ein Gewitter zur Katastrophe werden könnte.» An exponierten Stellen eine Hochtour zu wagen, davon rät der Meteorologe ab. Das Regenradar zu studieren sei jedoch immer eine gute Idee. Und immerhin, für das kommende Wochenende ist Sonnenschein angesagt.