Das Wichtigste in Kürze
- Nur gerade 90 Minuten am Tag verbringen Ärzte des Kantonsspitals Baden am Patientenbett. Das zeigt eine neue Studie.
- Wer als Ärztin und Arzt in einem Schweizer Spital arbeitet, investiert viel Zeit in administrative Aufgaben.
- Bei der Befragung hat speziell geschultes Personal die Ärzte auf Schritt und Tritt verfolgt.
- Damit können erstmals genaue Aussagen dazu gemacht werden, wofür Deutschschweizer Assistenzärzte wie viel Zeit einsetzen.
Das Kantonsspital Baden nimmt als erstes Deutschschweizer Spital genau unter die Lupe, wie die Assistenzärzte ihren Arbeitstag einteilen. Es orientiert sich dabei am Universitätsspital Lausanne, das die Methode entwickelt hat.
Noch nie sei der Alltag der Ärzte so genau erfasst worden, sagt Simon Frey, der die Studie am Kantonsspital Baden leitet. «Es wurden Beobachter ausgebildet, die den Assistenzärzten von morgens früh bis abends spät auf Schritt und Tritt gefolgt sind und auf Sekundengenauigkeit Tätigkeiten registriert haben», sagt er.
Man sieht, dass man die Zeit für Administration und Informationsbeschaffung zum Teil an Personen delegieren könnte, die nicht ärztlich ausgebildet sind.
Dabei zeigte sich, dass die Assistenzärzte nur gerade 90 Minuten pro Tag am Patientenbett verbringen. Den Rest des Tages verbringen sie damit, Röntgenbilder anzufordern, Briefe an weiter behandelnde Ärzte zu schreiben, die Patientenakten nachzuführen oder sich neue Informationen zu beschaffen.
Erkenntnisse für Arbeitsabläufe nutzen
Weil die Krankheiten immer komplexer werden – Patienten haben zum Beispiel gleichzeitig ein schwaches Herz, eine Lungenentzündung und sind dement – nehmen die Abklärungen und Absprachen immer mehr Zeit in Anspruch.
Die Erkenntnisse der aufwändigen Studie sollen nun dazu genutzt werden, die Arbeitsabläufe am Kantonsspital Baden zu verbessern, sagt Frey: «Man sieht, dass man die Zeit für Administration und Informationsbeschaffung zum Teil an Personen delegieren könnte, die nicht ärztlich ausgebildet sind.»