- Die Eidgenössische Zollverwaltung kämpft gegen eine Flut illegal eingeführter Waffen.
- Allein in den letzten 12 Monaten betragen die Wachstumsraten 500 Prozent.
- Die gefährliche Ware bestellen die Empfänger schnell und billig im Internet.
2015 verzeichnete die Eidgenössischhe Zollverwaltung 4286 Verstösse gegen das Waffengesetz – 2018 hat sich diese Zahl praktisch verdoppelt. Den grössten Teil machen Klapp-, Wurf- und Schmetterlingsmesser, Schlagstöcke und Elektroschockgeräte aus.
Mit ein paar Klicks ordern die Empfänger die verbotene Ware, die auf dem Luftweg in die Schweiz gelangt. Getarnt in handlichen Couverts und Paketen, maximal zwei Kilogramm schwer, harmlos deklariert als «Spielzeug» oder «Taschenlampe».
Die Leute sind nicht sensibilisiert, dass sie etwas Verbotenes tun.
Mit geübtem Blick fischt Zollexperte Reto Hofmann eine Sendung vom Band. Ein tastender Griff bestätigt: Alles deutet auf einen metallenen Gegenstand hin: «Das sind Schlagringe, auch deshalb leicht zu erkennen, weil sie in einem Silberbeutel geliefert werden».
Kein Gespür für Verbotenes
Der Zoll führt seit 2019 Schwerpunktkontrollen durch. Die Massnahme wirkt, die Ausbeute ist markant gewachsen. «Im Januar und Februar 2018 haben wir noch 80 Sendungen beschlagnahmt. Nun, ein Jahr später, sind es bereits 400», erklärt Tanja Brunner.
Wann welche Länder im Fokus stehen und wie viel Personal dafür im Einsatz steht, darf die Abteilungsleiterin Flughafen Zürich bei der Eidgenössischen Zollverwaltung nicht verraten.
Asiatische Handelsplattformen bieten ein breites illegales Arsenal zu Schleuderpreisen an. Es ist nicht nur einfach, online an illegale Waffen heranzukommen: «Die Leute sind nicht sensibilisiert, dass sie etwas Verbotenes tun», erklärt Brunner.
Ein Fall für die Justiz
Von Mülligen werden die konfiszierten Artikel ins Zollfreilager Embrach gebracht. Hier werden sie kistenweise zwischengelagert, sortiert nach Kantonen, in denen die Empfänger wohnen.
Die Empfänger werden dicke Post erhalten – von der Justiz. Die Luzerner Staatsanwaltschaft etwa warnt ausdrücklich vor illegalen Waffenimporten. Delinquenten drohen Bussen, Geldstrafen, Gebühren und bei einem Schuldspruch ein Eintrag ins Strafregister. «Es ist wichtig, die Leute zu warnen», betont Mediensprecher Simon Kopp.
Verbrechen verhindern
Der Trend zum digitalen Waffen-Shopping ist auch in Luzern deutlich spürbar. Beschäftigte sich die Staatsanwaltschaft im ganzen letzten Jahr mit 58 Fällen, so liegen seit anfangs 2019 schon 70 auf dem Tisch. Sie hat es mit einer mannigfaltigen Klientel zu tun. «Wir haben den 14-Jährigen, der sich einen Schlagring bestellt, bis zu den Frauen, die nach Teleskopschlagstöcken verlangen.»
Wenn wir mit unseren Kontrollen ein Verbrechen verhindern können, haben wir einen guten Job gemacht.
Derweil rattern rund 120'000 Sendungen in Mülligen täglich und durchschnittlich über die Sortieranlagen. In dieser Flut das Deliktgut herauszufiltern, ist eine Herkulesaufgabe. Von einer Sisyphusarbeit mag Zollexpertin Tanja Brunner dennoch nicht sprechen: «Wenn wir mit unseren Kontrollen ein Verbrechen verhindern können, haben wir einen guten Job gemacht».