- In der Schweiz haben Beratungsstellen letztes Jahr 352 Fälle von Diskriminierung oder Rassismus gemeldet – 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor und so viele wie noch nie.
- Als häufigstes Motiv der Täterschaft wurde allgemeine Ausländer- bzw. Fremdenfeindlichkeit genannt. Stark betroffen waren Dunkelhäutige und Muslime bzw. Personen aus dem arabischen Raum.
- Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Der öffentliche Raum sei im Jahr 2019 mit 62 Beratungsfällen der am stärksten betroffene Lebensbereich, meldeten die ERK und der Verein humanrights.ch in ihrem neuen Report, über den der «Sonntagsblick» vorab berichtet hatte. Der Arbeitsplatz mit insgesamt 50 Fällen habe im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme an registrierten Fällen verzeichnet.
Nur die «Spitze des Eisbergs»
Die Betroffenen erlitten mehrheitlich Beschimpfungen, Drohungen, Herabwürdigungen oder schwere Benachteiligungen. In 34 Fällen sei körperliche Gewalt im Spiel gewesen.
Die vom Beratungsnetz ausgewerteten Fälle stellten nur die «Spitze des Eisbergs» dar, sagte EKR-Präsidentin Martine Brunschwig Graf: «Viele Betroffene gelangen aus verschiedenen Gründen mit ihren Diskriminierungserfahrungen gar nicht an eine Beratungsstelle.»
Warnung vor Rechtsextremismus
Die ehemalige Nationalrätin (FDP/GE) warnte zudem: «2019 haben Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund erstmals erkennbar zugenommen. Wie die Ereignisse im Ausland zeigen, muss diese Tendenz ernst genommen werden.»
Laut dem Bericht gab es in einer Gemeinde rechtsextreme Vorfälle, welche von Schülerinnen und Schülern ausgingen. Dabei seien rechtsextreme Symbole und Gesten (Hitlergruss) verbreitet sowie ein schwarzer Jugendlicher körperlich angegriffen worden.
Racial Profiling hält an
In 23 gemeldeten Fällen klagten Betroffene über «Racial Profiling» (Massnahmen von Behörden mutmasslich alleine wegen der Zugehörigkeit zu einer Ethnie).
So wandte sich eine Frau an eine Beratungsstelle, die bei der Rückkehr von einer Geschäftsreise trotz einwandfreien Dokumenten als einzige Passagierin von der Flughafenpolizei und dem Grenzwachtkorps zur Seite genommen wurde. Sie gab an, sie sei aggressiv befragt worden und habe sich ausziehen müssen.