Der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani plant die Kampagne für die Grippeimpfung. Er will verhindern, dass die Grippewelle und eine weitere Corona-Welle gleichzeitig über die Schweiz, beziehungsweise das Tessin schwappen. «Das wäre höchst problematisch», sagt Merlani.
Erstens sei es bei Patienten mit Husten und Fieber schwierig zu erkennen, ob es um einen Covid- oder einen Grippe-Fall handle. Und zweitens gebe es auch bei der Grippe schwere Verläufe, was auf die Spitalkapazität sowie Intensiv- und Pflegestationsbetten einen Einfluss habe. «Das können wir uns im Winter 2020/21 nicht leisten, wenn dann eine zweite Corona-Welle kommt», warnt Merlani.
Das können wir uns im Winter 2020/21 nicht leisten, wenn dann eine zweite Corona-Welle kommt.
Wenn möglich auch Kinder impfen
Darum wollen die Tessiner Gesundheitsverantwortlichen, dass sich möglichst viele Menschen gegen die Grippe impfen lassen. Konkret heisst das: Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen werden noch gezielter von den Hausärzten für den Nutzen der Grippeimpfung sensibilisiert.
Je nachdem wie viel Impfstoff dem Kanton danach noch zur Verfügung steht, würde man auch versuchen, die jüngeren Kantonsbewohnerinnen und -bewohner für eine Grippeimpfung zu gewinnen. «Vielleicht sogar Kinder», sagt Kantonsarzt Merlani, «weil wir wissen, dass Kinder eine Art Motor in der Ansteckung der Grippe sind – und wenn Kinder weniger anfällig sind, zirkuliert das Virus viel weniger.»
Sieht man, wie die Tessiner mit den Covid-19-Bestimmungen sorgfältig umgehen, kann man davon ausgehen, dass sich viele von ihnen gegen die Grippe impfen lassen werden. Noch grösser wäre die Akzeptanz, wenn die Impfung gratis wäre.
BAG will 25 Prozent impfen
Am liebsten würde der Tessiner Kantonsarzt alle impfen. Das aber geht wegen des fehlenden Grippeimpfstoffs nicht. Merlani bedauert – mit Blick nach Bern –, dass der Bund nicht mehr Impfstoff bestellt hat.
Doch auch von Seiten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) heisst es, dass man dieses Jahr wegen Covid-19 die Grippe-Impfkampagne verstärke. Ziel sei es, mit den zur Verfügung stehenden Dosen die vulnerablen Personen zu schützen. Der Richtwert der Geimpften beim BAG liegt bei 25 Prozent.