Seit Ende Dezember wird in der Schweiz geimpft, allen voran ältere Menschen und Risiko-Patienten. Vier von ihnen aus Zürich, Solothurn, Bern und Luzern erzählen von ihren Impf-Erfahrungen.
Ursula Sinniger-Mangold, 75 Jahre, Solothurn: «Ich habe eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung und Rheuma verschiedenster Art. Stets hatte ich im Hinterkopf: Wenn es mich erwischt, ist fast anzunehmen, dass es wegen der Vorerkrankungen einen schweren Verlauf gibt. Diese Angst ist nun weg. Auch unsere Töchter sind sehr dankbar, dass wir uns schon so früh impfen lassen konnten. Für sie war klar: Wenn mein Mann und ich krank werden, müssten sie sich vielleicht von uns verabschieden. Jetzt ist Beruhigung da.
Auch unsere Töchter sind sehr dankbar, dass wir uns schon so früh impfen lassen konnten.
Ich hoffe, dass sich möglichst viele Leute impfen lassen. Gerade im Umkreis von unserem Chor. Ich habe die Vision, dass dadurch Einladungen wie zum Kaffeetrinken bald wieder möglich werden. Alle diese zwischenmenschlichen Kontakte fallen ja momentan ganz weg.»
Alice Schmidli, 90 Jahre, Kriens: «Die Hoffnung, dass ich das Virus nicht bekomme: Deshalb lasse ich mich impfen. Und auch meine Kinder und Verwandten haben mir gesagt, ich solle es machen. Die Impfung selbst? Es war, als wäre nichts gewesen. Keine Kopfschmerzen, gar nichts.
Was ich mir am meisten wünsche? Dass ich meine Verwandten wieder treffen kann.
Die Pandemie hat schon alles etwas durcheinandergebracht, auch hier im Heim. Vorher hatten wir zum Beispiel immer eine Stunde Turnen. Unterdessen spielen wir zwar manchmal etwas, aber wenig. Ich würde lieber jassen. Schliesslich war ich früher in einem Jassclub. Was ich mir am meisten wünsche? Dass ich meine Verwandten wieder treffen kann. Ich habe meine Grosskinder und Urgrosskinder schon ewig lange nicht mehr gesehen. Ich sehe sie nicht aufwachsen. Aber man muss sich damit abfinden und versuchen, das Beste daraus zu machen.»
Wilhelm Mollet, 95 Jahre, Bassersdorf: «Die Covid-Impfung tat überhaupt nicht weh. Ich kenne das Impfen noch aus dem Militär: In der Rekrutenschule während des 2. Weltkrieges war das obligatorisch. Wir mussten in eine Reihe stehen und der vorne am Tisch machte zack, zack, zack. Tetanus, Diphtherie – es ging zu und her wie in einer Fabrik.
Wir brauchen jetzt eine grosse Solidarität in der Schweiz.
Dass sich nur etwa die Hälfte des Personals impfen lässt, finde ich einen Fehler. Wir brauchen jetzt eine grosse Solidarität in der Schweiz. Jung und Alt müssen zusammenhalten und sich impfen lassen. Mit den Einschränkungen derzeit im Heim komme ich gut zurecht, ich musste mich im Leben oft anpassen an fremde Sitten und Gebräuche. Aber meine Frau – sie starb vor zwei Jahren – fehlt mir. Sie war der Höhepunkt meines Lebens.»
Dora Wenger, 91 Jahre, Bern: «Auf die Impfung habe ich richtig ‹planget›. Endlich etwas Schutz, damit ich weniger Angst haben muss, wenn ich rausgehe. Denn ich unternehme trotz Coronavirus jeden Tag einen längeren Spaziergang. Aber spontan etwas zu unternehmen, mit dem Zug jemanden zu besuchen oder zu verreisen, fehlt mir sehr.
Die Impfung selbst habe ich kaum gespürt.
Auch mein Geburtstagsessen im Januar musste ich absagen. Aber jetzt teilen wir das Fest auf – so habe ich länger etwas davon. Die Impfung selbst habe ich kaum gespürt, im Impfzentrum lief alles sehr schnell und geordnet ab. Trotzdem war ich dankbar, dass mich meine Tochter begleitete.»