Die Schweiz soll aus der Atomkraft aussteigen – das ist nach einer Abstimmung vor rund vier Jahren beschlossene Sache. Die Frage ist nur: wann? Inzwischen mehren sich die Stimmen im bürgerlichen Lager, die den Ausstieg möglichst weit nach hinten schieben wollen – um zu verhindern, dass der Strom knapp wird. Jetzt trägt die FDP das Thema ins Parlament.
Das AKW Gösgen müsste 2029 vom Netz, geht man von einer Laufzeit von 50 Jahren aus. Aber lägen vielleicht sogar 60 Jahre oder mehr drin? Das fragt FDP-Nationalrat Marcel Dobler in einem Vorstoss, den er am Freitag eingereicht hat.
«Potenzial muss genutzt werden»
«Die Potenziale der bestehenden Kraftwerke müssen genutzt werden. Und jetzt muss eine Auslegeordnung gemacht werden, was genau investiert werden muss und wie lange die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängert werden können», so Dobler.
Diesen Sommer machte bereits die SVP mit ähnlichen Forderungen Schlagzeilen. Beide Parteien machen sich zunutze, dass kein Datum für den beschlossenen Atomausstieg im Gesetz steht.
Die Schweizer AKWs dürfen so lange betrieben werden, wie sie sicher sind. Eine Betreiberin, die Axpo, schreibt hierzu: «Es ist technisch möglich, ein Kernkraftwerk 60 Jahre laufen zu lassen – ohne Abstriche bei der Sicherheit. Darüber, ob Laufzeiten über 60 Jahre möglich wären, hat die Axpo bisher keine Untersuchungen angestellt.»
Unterstützt der Bund die Betreiber?
Für die Betreiber muss es sich auch wirtschaftlich lohnen. Der Bund lässt durchblicken, dass einige von ihnen daran interessiert wären, ihre Werke 60 Jahre am Netz zu lassen.
Aus Sicht der SP ist es gefährlich, die AKWs noch länger am Netz zu lassen. «Die Schweizer AKWs sind die ältesten der Welt. Es ergibt keinen Sinn, Milliarden in diese Kraftwerke zu stecken. Wir sollten besser in erneuerbare Energien investieren», sagt SP-Nationalrätin Martina Munz.
FDP-Nationalrat Dobler hingegen hält die AKWs in der Übergangszeit für zentral. Doch was, wenn der Bund den Betreibern dafür unter die Arme greifen müsste? «Das schliesse ich nicht aus, aber wir können das erst beurteilen, wenn die Fakten vorliegen.»