- Die Walliser Behörden nehmen Missbrauchsvorwürfe an der von der Piusbruderschaft geleiteten Grundschule in Ecône (VS) unter die Lupe.
- Dies kündigte Bildungsdirektor Christophe Darbellay (Mitte) dem Westschweizer Radio RTS nach einem Bericht der Tageszeitung «Le Temps» an.
- Ein ehemaliger Schüler hatte in dem Bericht Gewaltvorwürfe gegen die Schule erhoben. Diese habe er in den 1980er Jahren dort erlitten.
Die Walliser Behörden werden sich mit einer von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geleiteten Grundschule in Ecône im Wallis befassen. Hintergrund ist insbesondere die Aussage eines ehemaligen Schülers in der Zeitung «Le Temps», der die Gewalt anprangert, die er in den 1980er Jahren an der Schule erlitten habe.
Der heute 41-jährige Mann sagte, er sei vor Mitschülern mit heruntergelassener Hose mit Stöcken geschlagen worden, noch bevor er acht Jahre alt gewesen sei. Auch in einem Internat in Frankreich, das der Bruderschaft nahestehe, habe er physische, psychische und sexuelle Gewalt erlitten.
Behörden untersuchen Praktiken
Laut Darbellay wollen die Walliser Behörden nun untersuchen, ob diese unsäglichen Praktiken nach wie vor ausgeübt werden. Gegebenenfalls würden die Behörden die notwendigen Vorkehrungen treffen und Massnahmen anordnen, sagte er weiter.
Der Leiter der Dienststelle für Unterrichtswesen, Jean-Philippe Lonfat, wird am Montagmorgen in Begleitung von zwei Inspektoren die im Zentralwallis gelegene Privatschule besuchen, wie er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. «Nach diesen Enthüllungen von 'Le Temps' geht es darum, die Sicherheit und das Wohlergehen der Schüler zu gewährleisten», fügte der Dienststellenleiter hinzu.
Im Juni letzten Jahres war ein Priester aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom Schwurgericht in der Vendée in Westfrankreich zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte gegen ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe auf insgesamt 27 Minderjährige verhandelt.
Vorwürfe weltweit
Laut Recherchen der Zeitung in Belgien und in Frankreich steht die Bruderschaft weltweit im Mittelpunkt einer Reihe von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs. Die Zeitung habe zahlreiche Zeugenaussagen gesammelt, in denen Einflussnahme und sexuelle Gewalt geäussert worden seien.
Die Piusbruderschaft ist ein abtrünniger Zweig der katholischen Kirche, der in den 1970er Jahren von Erzbischof Lefebvre in Ecône (VS) gegründet wurde. Ihr Hauptsitz befindet sich in Menzingen (ZG).